
Falsche Frauenleiche übergeben Premier Netanjahu droht Hamas mit Vergeltung
Statt der getöteten Geisel Shiri Bibas hat die Hamas die Leiche einer anderen Frau an Israel übergeben. Premier Netanjahu droht der Terrororganisation mit Vergeltung. Was das für die Waffenruhe bedeutet, ist unklar.
Die Empörung und die Wut in Israel sind groß. Denn es steht inzwischen zweifelsfrei fest: Die Leiche der Frau, die gestern von der Hamas an Israel übergeben wurde, ist nicht die Deutsch-Israelin Shiri Bibas. Sie ist die Mutter der beiden getöteten Kinder, deren Leichen gestern an Israel überstellt wurden.
In Tel Aviv am sogenannten Geisel-Platz zeigten sich viele schockiert und ratlos. Einer von ihnen ist Marc Schuhmann, der in der Stadt wohnt. "Ich weiß nicht, ob es vielleicht ein Fehler war, den die Hamas gemacht hat", sagt Schuhmann. "Es scheint, als wäre es Absicht gewesen, oder sie haben die Leiche nicht."
Schuhmann fragt sich, ob die Frau noch am Leben sein könnte und die Hamas versucht habe, zu behaupten, sie sei getötet worden. "Hat sie gesehen, wie sie ihre Kinder getötet haben, und können sie sie deshalb nicht freilassen? All diese Gedanken gehen mir gerade durch den Kopf", sagt der Mann.
Netanjahu: "Hamas wird den vollen Preis zahlen"
Gleich am Morgen reagierte Israels Premierminister Benjamin Netanjahu. Für ihn hat die Terrororganisation Hamas einmal mehr ihr wahres Gesicht gezeigt. "Die Grausamkeit der Hamas-Monster kennt keine Grenzen", erklärte er. Die Hamas habe nicht nur den Vater Yarden Bibas, die junge Mutter Shiri und ihre beiden kleinen Babys auf "unbeschreiblich zynische Weise" entführt, sie hätten Shiri auch nicht zu ihren kleinen Kindern zurückgegeben. "Sie legten den Körper einer Frau aus Gaza in einen Sarg." Wie er zu der Annahme kommt, dass es sich um eine Frau aus dem Gazastreifen handelt, führte Netanjahu nicht aus.
Die Hamas werde den "vollen Preis" für diesen "grausamen und bösartigen Verstoß gegen das Abkommen zur Waffenruhe zahlen", kündigte der Premier an.
Ex-Minister Ben-Gvir fordert "Zermürbungskrieg"
Wie dieser Preis aussehen könnte, ist einen Tag bevor voraussichtlich weitere sechs lebende Geiseln freikommen, völlig unklar. Die Vereinigung der Angehörigen der Geiselopfer rief die Regierung auf, mit "Weisheit und Dringlichkeit zu handeln", um Shiri Bibas und die übrigen Geiseln zurückzuholen.
Weniger zurückhaltend reagierte der frühere Minister für Nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, der aus Protest gegen die Vereinbarung zur Waffenruhe zurückgetreten war. Im Radiosender KAN mahnte der rechtsextreme Politiker ein hartes und kompromissloses Vorgehen gegen die Palästinenser im Gazastreifen an.
"Stoppt die humanitäre Hilfe, stoppt die Hilfstransporter, stellt den Strom und das Wasser ab in Gaza und beginnt einen Zermürbungskrieg", sagte er. "Meiner Meinung nach ist dies die einzige Möglichkeit, alle Geiseln zurückzuholen, von denen leider, wie wir alle wissen, nicht mehr alle am Leben sind."
USA: Umgehend alle Geiseln freilassen
Auch die US-Regierung reagierte empört. Der Beauftragte von US-Präsident Donald Trump für die Verhandlungen um eine weitere Waffenruhe, Adam Boehler, sprach ebenfalls von einem klaren Verstoß gegen die Vereinbarung. Die Hamas müsse jetzt umgehend alle Geiseln freilassen. Sonst drohe der Terrororganisation "sofort die totale Vernichtung".
Hamas spricht von Bergung der Überreste aus Trümmern
Inzwischen gibt es auch eine erste Reaktion der Hamas: Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert einen namentlich nicht genannten Vertreter der Terrororganisation. Demnach seien die sterblichen Überreste der Geisel Shiri Bibas aus Trümmern geborgen und mit denen einer anderen Person verwechselt worden. Man werde die Angaben aus Israel, dass es sich bei der am Donnerstag übergebenen Leiche nicht um die israelische Geisel Bibas handele, genau überprüfen. Laut der Hamas sollen Bibas und ihre Kinder im November 2023 bei einem israelischen Luftangriff getötet worden sein. Belege dafür gibt es nicht.
Die Hamas betonte, sie halte sich vollständig an das Waffenruheabkommen und habe kein Interesse daran, Leichen zurückzuhalten.