![Narendra Modi und Donald Trump bei einem Treffen in Houston. (Archivfoto: 22.09.2019) | picture alliance/dpa/AP Narendra Modi und Donald Trump bei einem Treffen in Houston. (Archivfoto: 22.09.2019)](https://images.tagesschau.de/image/9a9df551-f884-4346-9987-1fb9214b41ed/AAABlPUUo_o/AAABkZLrr6A/original/modi-trump-100.jpg)
Modi trifft Trump Stresstest für eine besondere Freundschaft
In Trumps erster Amtszeit zelebrierten sie eine Männerfreundschaft - heute kommt Indiens Premier Modi wieder ins Weiße Haus. Die Stimmung dürfte diesmal angespannter sein. Und das liegt nicht nur an drohenden Zöllen.
Donald Trump und Narendra Modi haben schon in der ersten Amtszeit Trumps ihre Freundschaft als Staatsmänner richtiggehend zelebriert. Sie haben sich gegenseitig in großen Stadien empfangen, vor jubelnden Massen.
2020 gab es ein Event mit dem Titel "Namasté Trump" im indischen Ahmedabad, im Jahr zuvor ein "Howdy Modi" in Houston, Texas. Trump hatte damals verkündet, er werde mit Modi zusammenarbeiten, um ihre beiden Nationen wohlhabender zu machen als jemals zuvor. Und Modi erwiderte, Trump habe ihm zugesichert, Indien habe einen "treuen Freund im Weißen Haus".
Doch wie viel diese Bekundungen heute noch wert sind, muss sich nun erst zeigen. Denn wenn sich beide Staatsmänner am Mittwoch im Weißen Haus treffen, geht es um Handfestes wie Zölle und Migration.
![Houston 2019: Indiens Premier wird von Trump empfangen. In der ersten Amtszeit des US-Präsidenten pflegten die beiden ein gutes Verhältnis. | picture alliance / abaca Narendra Modi und Donald Trump bei einem Treffen in Houston. (Archivfoto: 22.09.2019)](https://images.tagesschau.de/image/efeee075-5c7d-452f-b9e4-60dbb556eab8/AAABlPUcJJ0/AAABkZLlUbs/16x9-960/trump-modi-108.jpg)
Houston 2019: Indiens Premier wird von Trump empfangen. In der ersten Amtszeit des US-Präsidenten pflegten die beiden ein gutes Verhältnis.
Auch mal ruppig gegenüber Indien
Trump kann auch Indien gegenüber ruppig, das weiß man. Er hat dem Land schon früher vorgeworfen, es missbrauche den beiderseitigen Handel in großem Maße.
Und erst vor drei Wochen drohte Trump dem Staatenbündnis BRICS, zu dem auch Indien gehört. Sollte es den US-Dollar als Leitwährung abschaffen, "dann kriegen sie 100 Prozent Zoll auf den gesamten Handel mit den Vereinigten Staaten".
Das mag tatsächlich nur eine Drohung gewesen sein. Die Zölle auf Stahl und Aluminium von 25 Prozent - diese Woche angekündigt von Trump - sind jedoch deutlich konkreter. Sie sorgen auch in Indien für Unruhe, schließlich sind die USA neben der Volksrepublik China Indiens größter Handelspartner.
Zollsenkungen, um Trump zu besänftigen?
Auf jeden Fall geht es Modi darum, einen Handelskrieg zu vermeiden. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters soll der Inder Trump Zollsenkungen auf indischer Seite für Elektronik und Chemikalien anbieten, um ihn zu besänftigen. Indien wolle von den USA kleine Atomreaktoren und Hardware, um Künstliche Intelligenz aufbauen zu können.
Man habe so viele gemeinsame Interessen mit den USA, sagte vergangene Woche Indiens Außen-Staatssekretär Vikram Misri: "Es gibt eine offensichtliche Interessenkonvergenz zwischen den beiden Ländern in einer Reihe von Bereichen - Handel, Investitionen, Technologie, Verteidigungskooperation, Terrorismusbekämpfung, Sicherheit im Indo-Pazifik und natürlich zwischenmenschliche Beziehungen."
Gerade die Beziehungen zwischen Menschen in den USA und Indien sind für Neu-Delhi von großer Bedeutung. Fast fünfeinhalb Millionen Menschen in den USA werden zur indischen Community gezählt. Viele haben noch enge Familienbande nach Indien, zudem gibt es 350.000 indische Studierende in den Staaten.
Weiterhin Visa für indische Fachkräfte?
Wichtig ist auch das Thema Aufenthaltsgenehmigung für Fachkräfte und die Frage, ob weiterhin indische Computerexperten mit speziellen Visa einreisen und in den USA arbeiten können.
Für deren Zukunftsplanung ist es auch nicht unwichtig, ob ihre auf amerikanischem Boden geborenen Kinder automatisch einen US-Pass bekommen oder nicht. Präsident Trump lässt das gerade abschaffen, nur die Justiz kann ihn noch stoppen.
Und dann gibt es eben viele Inderinnen und Inder in den USA, die keine Aufenthaltsgenehmigung haben. In indischen Medien kursieren Zahlen von bis zu mehr als 700.000. Auch sie sind nicht ausgenommen von der großen Abschiebewelle, die mit Trumps Amtsantritt begonnen hat.
So wurden gut 100 illegal Eingewanderte vergangene Woche abgeschoben - erstmals im Militärflugzeug und an Händen und Füßen gefesselt. Das sei eine "Beleidigung für Indien und die Inder", so der führende Oppositionspolitiker Shashi Tharoor von der Kongresspartei.
Abschiebungen von Indern - Opposition empört
Auch die oppositionelle Parlamentsabgeordnete Priyanka Chaturvedi übte Kritik. Die illegalen Immigranten seien keine Kriminellen, sagte sie: "Sie wollten ein besseres Leben haben. Es ist eine Schande, sie so in der Öffentlichkeit vorzuführen und auf solch erniedrigende Weise nach Hause zu schicken."
Die Abschiebung illegaler Migranten sei mit den USA abgesprochen gewesen, hieß es dagegen von der indischen Regierung, auch die Art und Weise gehe in Ordnung. "Bei Abschiebungen im Flugzeug ist die Fesselung ein Standardprozedere", sagte Indiens Außenminister Subramanyam Jaishankar im Parlament.
Das Signal ist klar: An der Frage der illegalen Migration soll die Männerfreundschaft zwischen Narendra Modi und Donald Trump nicht scheitern.