US-Wahl 2024
US-Wahlkampf Taylor, Trump und Russland - Fakes als Waffe
Der US-Wahlkampf geht in die heiße Endphase - und mit ihm die Fake-News- und Desinformationskampagnen. Selten sei die Bedrohung so groß gewesen, sagen Experten. Sie warnen besonders vor der Gefahr durch KI.
Donald Trump mit einer Horde Katzen im Privatjet, Katzen mit "Make America Great Again"-Kappen auf dem Kopf und Waffen in den Pfoten: Dass diese Bilder, mit denen der US-Präsidentschaftskandidat der Republikaner seinen Social-Media-Kanal flutet, nicht echt sind, ist auf den ersten Blick erkennbar.
Sie sind eine Anspielung auf das TV-Duell des Senders ABC. Darin hatte Trump Lügen aus dem Internet aufgegriffen, laut denen Einwanderer im US-Bundesstaat Ohio die Haustiere ihrer Nachbarn essen. Für diese Behauptung gibt es keine Belege, stellte auch der Moderator klar.
KI im Wahlkampf
Doch nicht immer ist so leicht erkennbar, was real ist und was nicht. Anfang des Jahres machte ein so genannter Robocall, ein automatisierter Telefonanruf, in den USA Schlagzeilen. Es schien, als fordere der demokratische US-Präsident Joe Biden Wählerinnen und Wähler auf, nicht bei der Vorwahl im Bundesstaat New Hampshire abzustimmen. Die täuschend echte Stimme war mit künstliche Intelligenz (KI) erzeugt worden. Mit der richtigen Software geht das mittlerweile in wenigen Minuten.
Lindsay Gorman hat die Biden-Regierung zu technologischen Entwicklungen und nationaler Sicherheit beraten. Jetzt arbeitet sie für den German Marshall Fund, einen Thinktank. Sie warnt: In polarisierten Zeiten wie heute könnten Desinformationskampagnen die Demokratie nachhaltig gefährden.
Dass KI mittlerweile so viel besser geworden und es dadurch deutlich einfacher sei, auch täuschend echte Stimmen-Klons oder Fotos zu erzeugen, mache die Bedrohung noch größer. Vor allem, wenn Berühmtheiten wie Trump diese weiterverbreiteten.
Übertreiben, beschönigen, weglassen
Das sieht auch Louis Jacobson so. Er ist Journalist und Faktenchecker. In dieser Rolle kontrolliert er Aussagen von Politikerinnen und Politikern aller Parteien auf ihre Richtigkeit. Die meisten Politiker, die er und sein Team überprüfen, sagten nicht die ganze Wahrheit: "Sie übertreiben, beschönigen und lassen bestimmte Dinge einfach weg, wenn sie ihnen nicht passen."
Bei Trump sei das allerdings deutlich ausgeprägter. Unter allen bekannten Politikern habe er das schlechteste Ergebnis, was Falschaussagen - bis hin zu Lügen - angehe.
Lügen als Bedrohung für Wahlhelfer
Im Bundesstaat Georgia haben Desinformationen schon jetzt konkreten Einfluss auf den Wahlkampf. Dort ist der Republikaner Brad Raffensperger, oberster Wahlaufseher des Bundesstaates, gerade auf Tour. Er war nach der letzten Präsidentschaftswahl durch einen Telefonanruf weltberühmt geworden. In diesem drohte Trump ihm und forderte ihn auf, Wählerstimmen "zu finden". Trump hatte den sogenannten Swing State mit nur knapp 12.000 Stimmen weniger an Biden verloren.
Jetzt besucht Raffensperger Wahllokale und stellt sich den Fragen von Bürgerinnen und Bürgern. Er will Vertrauen zurückgewinnen, das durch die Lüge vom Wahlbetrug, die Trump und seine Anhänger weiterhin verbreiten, verloren ging.
Die Wahllokale in Georgia seien mittlerweile zum Beispiel mit Narcan ausgestattet. Es ist ein Mittel, das bei Opioid-Überdosen Leben retten kann. Man fürchte absichtlich mit Drogen präparierte Briefe - aus Frust über die Wahlen.
Desinformationskampagnen aus dem Ausland
Künstliche Intelligenz im Wahlkampf bereite Raffensperger schlaflose Nächte. Fakes seien mittlerweile so gut, dass sie sich verbreiten, lange bevor sie als Falschinformation enttarnt werden könnten.
Und noch etwas treibt ihn um: Desinformationskampagnen aus dem Ausland - zum Beispiel aus Russland. Die US-Regierung beschuldigt den Kreml, mit gezielter Desinformation die Wahl beeinflussen zu wollen. Laut Lindsay Gorman sei das Hauptziel: Misstrauen zu säen und die Demokratie zu schwächen.
Aber es gibt Hoffnung. Mit ein paar Tricks kann man gefälschte Bilder erkennen. Es lohne sich zum Beispiel, auf die Hände zu achten, sagt Gorman. Oft hätten KI-generierte Menschen zu viele Finger.
Erst vor wenigen Wochen hatte Trump eine Fotocollage geteilt. Darauf zu sehen ist ein KI-generiertes Bild des Pop-Superstars Taylor Swift, die angeblich zur Wahl Trumps aufruft. Daneben ein Bild, auf dem eine vermeintlich riesige Gruppe Trump unterstützender Swift-Fans zu sehen ist.
Taylor Swift geht in die Offensive
Bei genauem Hinsehen könne aber auch dieses Bild als KI-Fake enttarnt werden, erklärt Gorman. Die Flaggen im Hintergrund sähen nur auf den ersten Blick aus wie amerikanische. Und die Fans seien, was ihre Zähne, Haare und Sonnenbrillen anginge, alle gleich. Weil Trump dieses Fake-Bild aber geschickt neben ein echtes Foto eines Swift-Fans auf einer Trump-Kundgebung stellte, müsse man schon sehr genau hinschauen.
Das ist offenbar auch Taylor Swift klargeworden. Sie hatte diese Woche auf den Post reagiert: Er habe bei ihr Ängste in Bezug auf künstliche Intelligenz und die Verbreitung von Falschinformationen geweckt. Deshalb wolle sie ihre Pläne für die Wahl transparent machen: Ihre Stimme gehe nicht an Trump, sondern an Kamala Harris.
Das sei genau der richtige Weg, sagt Gorman. Menschen seien psychologisch gesehen weniger anfällig für Desinformationen, wenn sie darauf vorbereitet sind. Deshalb seien Aufklärung und Transparenz die wichtigsten Waffen gegen Fake News.