US-Wahl 2024
Harris auf Wahlkampftour "Wer andere niedermacht, ist ein Feigling"
Kurz vor dem großen Parteitag, rund zweieinhalb Monate vor der Wahl tourt Kamala Harris durch die Swing States. In Pennsylvania teilt sie indirekt gegen ihren Konkurrenten aus - der sie "sozialistische Irre" genannt hatte.
Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris hat persönliche Angriffe ihres republikanischen Konkurrenten Donald Trump indirekt gekontert. "Wer andere Menschen niedermacht, ist ein Feigling", sagte die Demokratin, ohne Trump namentlich zu erwähnen. Wahre Führungspersönlichkeiten zeichneten sich dadurch aus, andere aufzubauen, so Harris in einer Ansprache vor Wahlkampfhelfern.
Vizekandidat Tim Walz, der Gouverneur des US-Bundesstaats Minnesota, äußerte sich ähnlich: "Wir beschimpfen uns nicht gegenseitig, das tun wir nicht", sagte der Vize und bedauerte die politische Spaltung, die deshalb auch im Alltag vieler US-Amerikaner zu spüren sei.
Der 78-jährige Republikaner Trump hatte am Samstag bei einem Auftritt in Pennsylvania behauptet, er sehe "viel besser" aus als Harris und die 59-Jährige eine "sozialistische Irre" mit dem "Lachen einer Verrückten" genannt.
Die aktuelle US-Regierung unter Präsident Joe Biden und Vizepräsidentin Harris bezeichnete er als "dumm". Mit derartigen Aussagen macht der Ex-Präsident immer wieder Schlagzeilen - entgegen der Ratschläge von Verbündeten, sich stärker auf inhaltliche Kritik an den Demokraten zu konzentrieren.
Graham: Trump muss erklären, was er für das Land tun will
Ein Vertrauter Trumps, Senator Lindsey Graham, sagte, der Ex-Präsident könne bei der Wahl mit seinen guten Inhalten siegen - aber "Donald Trump, der Provokateur, der Entertainer, wird die Wahl vielleicht nicht gewinnen". In den verbleibenden rund 80 Tagen bis zur Wahl im November müsse Trump klar erklären, was er für das Land tun werde, etwa mit Blick auf die Migration an der US-Südgrenze zu Mexiko und hinsichtlich der hohen Inflationsrate, sagte Graham dem Sender NBC News.
Nach den Auftritten in Pennsylvania geht es für Harris und Walz gleich weiter: In Chicago im US-Bundesstaat Illinois laufen die letzten Vorbereitungen für den viertägigen Parteitag der Demokraten. Erwartet werden mehr als 4.500 Delegierte aus allen Bundesstaaten.
Nach dem Rückzug von US-Präsident Joe Biden aus dem Wahlkampf hätte bei dem Parteitag eigentlich auch Harris' offizielle Nominierung als Kandidatin der Partei stattfinden sollen. Die Abstimmung fand aus administrativen Gründen aber bereits vorab online statt.
Wahlkampftour im Bus: Im US-Bundesstaat Pennsylvania besuchten Harris und Walz ein Football-Training, eine Feuerwache und ein Restaurant.
Neues Programm soll beschlossen werden
Das Hauptprogramm des Parteitags beginnt in der deutschen Nacht zum Dienstag. Es werden zahlreiche hochkarätige Gäste erwartet, darunter Biden und die Ex-Präsidenten Barack Obama und Bill Clinton. Biden soll bereits heute Abend (Ortszeit) eine Rede vor den Delegierten halten. Die Demokraten beschließen dort auch ihr inhaltliches Programm für die Wahl.
Mit der Versammlung wollen sie ihrem Duo vor allem Schwung für den restlichen Wahlkampf geben. Erwartet werden rund um die Parteitagshalle aber auch einige Proteste - vor allem gegen die Nahost-Politik der Biden-Harris-Regierung.
Die Wahl Anfang November wird wegen des US-Wahlsystems letztlich wohl in wenigen besonders umkämpften Bundesstaaten, den sogenannten Swing States, entschieden werden. Sie können nicht fest den Republikanern oder den Demokraten zugerechnet werden. Harris wird sich während des laufenden Parteitags auch Zeit nehmen, um im Nachbar-Bundesstaat von Illinois, dem Swing State Wisconsin, um Wählerstimmen zu werben.
Gegenprogramm von Trump und Vance
Trump und sein Stellvertreter J.D. Vance planen derweil ebenfalls mehrere Auftritte in den umkämpften Bundesstaaten. Heute starten die beiden an jeweils verschiedenen Orten in Pennsylvania, am Dienstag reist Trump dann nach Michigan und Vance nach Wisconsin. Im Laufe der Woche stehen weitere Veranstaltungen in North Carolina, Arizona, Georgia und Nevada im Kalender der Republikaner.
Schon am Wochenende hatte Trump Wahlkampf in Pennsylvania gemacht. Vor Anhängern machte er Vizepräsidentin Harris für die seiner Ansicht nach gescheiterte Wirtschafts- und Migrationspolitik von Biden mitverantwortlich. Er legte den Fokus außerdem auf Harris' einst ablehnende Haltung gegenüber Erdgasgewinnung durch Fracking - einem wichtigen Industriezweig in Pennsylvania - und versprach eine stärkere Förderung fossiler Energien.