Geflüchtete verlassen die Landesaufnahmebehörde Niedersachsen in Braunschweig

Mehr als 100.000 neue Fälle Zahl der Asylklagen ist deutlich gestiegen

Stand: 05.03.2025 08:02 Uhr

Deutsche Verwaltungsgerichte haben wieder mit mehr Asylklagen zu tun. Die langen Bearbeitungszeiten der Verfahren sind zuletzt kürzer geworden - liegen aber meist noch weit über dem gesteckten Ziel.

Die Zahl der Asylklagen vor den deutschen Verwaltungsgerichten ist wieder deutlich gestiegen. 2024 gingen bei den Gerichten mehr als 100.000 Fälle neu ein. 2023 waren es noch knapp 72.000 Fälle und 2022 rund 62.000, wie eine Umfrage der Deutschen Richterzeitung bei den zuständigen Ministerien der Länder ergab. 2017 und 2018 hatten allerdings noch deutlich mehr abgelehnte Asylbewerberinnen und -bewerber geklagt, dann waren die Zahlen aber gesunken.

Die Verwaltungsgerichte haben auch deshalb jetzt wieder mit wachsenden Fallzahlen zu kämpfen, weil das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge seine aus Vorjahren anhängigen Asylverfahren inzwischen schneller abarbeitet. Im vergangenen Jahr waren es demnach genau 100.494 neue Hauptsacheverfahren, ein Plus von 62 Prozent gegenüber 2022.

Nordrhein-Westfalen an der Spitze

Die höchsten Zahlen meldete Nordrhein-Westfalen mit 19.267 Verfahren, auf Platz zwei und drei folgten Bayern (15.278) und Baden-Württemberg (12.755). Die mit Abstand höchsten Anstiege im Zwei-Jahres-Vergleich verzeichneten Brandenburg (plus 134 Prozent auf 6.138 Fälle) und Mecklenburg-Vorpommern (plus 116 Prozent auf 2.647). 

Die langen Bearbeitungszeiten sind zuletzt etwas kürzer geworden, liegen aber bei den meisten Bundesländern noch weit über dem gesteckten Ziel der Ministerpräsidentenkonferenz von höchstens sechs Monaten. Am besten steht Rheinland-Pfalz da mit einer Verfahrensdauer von 5,4 Monaten. 

Verfahrenslaufzeiten sind deutlich rückläufig

Baden-Württemberg (7,9 Monate), Sachsen-Anhalt (8,3) und das Saarland (8,5) liegen in Reichweite der angestrebten Bearbeitungszeit. Zwölf Länder geben trotz der Fortschritte noch immer zweistellige Laufzeiten zwischen 10,9 und 24,5 Monaten (Hessen) an.

Sven Rebehn, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Richterbundes, der auch die Deutsche Richterzeitung herausgibt, erklärte: "Die Verwaltungsgerichte kommen allmählich vor die Welle, ihre Verfahrenslaufzeiten sind deutlich rückläufig. Setzt sich der aktuell dynamische Zuwachs bei den Klageeingängen allerdings fort, könnte der Trend wieder ins Stocken geraten."

Neben einer weitergehenden Konzentration der Verfahren bei spezialisierten Asylkammern seien vor allem weitere Richter nötig, um Asylklagen zu beschleunigen.