Bundestagswahl 2025

Stimmabgabe per Post Letzte Frist für Briefwähler
Damit die Unterlagen zur Briefwahl rechtzeitig ankommen, müssen sie bis heute abgeschickt werden, sagt die Deutsche Post. Kommunen bewahren sie unter erhöhten Sicherheitsmaßnahmen auf.
Hermann-Josef Häger dreht den Schlüssel behutsam um und öffnet den Briefkasten vor dem Rathaus in Overath. Rosa Wahlunterlagen purzeln ihm entgegen und landen direkt in seiner großen Kiste. "Gestern kamen neun solcher Kisten mit der Post. Wir haben hier schon tausende Briefwahlunterlagen erhalten", sagt Häger, der Leiter des Wahlteams in Overath im Bergischen Land ist. "Wir entleeren den Briefkasten ständig: Eine Kollegin wohnt in der Nähe und macht den Briefkasten auch samstags und sonntags leer."
In Overath östlich von Köln leben 27.000 Menschen, viele von ihnen Briefwählerinnen und -wähler. Mit der Kiste in der Hand schreitet Häger durch das Rathaus und geht in den Keller. Dort lagern die Briefwahlunterlagen hinter einer verschlossenen Tür und vor verdunkelten Scheiben.
"Hier sortieren wir die Unterlagen und hier sind die Stimmen sicher, bevor es am Sonntag zur Auszählung kommt", sagt Häger und blickt auf viele graue Kisten. "Am Sonntag werden dann die roten Briefe geöffnet. Die Stimmzettel kommen in eine Urne, wenn der Wahlzettel unterschrieben und gültig ist. Dann werden alle Urnen geleert, die Stimmzettel geöffnet und dann geht die Zählerei los."
Bis dahin erwartet er noch viele Briefwahlunterlagen. 2021 hatten sie in Overath bei der Bundestagswahl fast 10.000 Briefwahlunterlagen. Im Moment liegen sie schon bei 7.200 Briefwählerinnen und -wählern.
Garantierte Zustellung
Wer per Briefwahl wählen will, sollte den Brief möglichst bald einwerfen. Das sagt der Betriebschef der Deutschen Post, Marc Hitschfeld. Die Briefwahlunterlagen sollte man spätestens bis zum heutigen Donnerstag auf den Weg bringen. "Heute ist der Tag. Bis zum 20. Februar garantieren wir eine Zustellung. Alles wird den Wahlämtern zugeführt. Wir werden natürlich im Sinne der Demokratie als Deutsche Post alles tun, dass wir Sendungen, die wir in unseren Briefkästen und Filialen haben, den Wahlämtern zukommen lassen."
Selbst bei Samstagseinwürfen könnte es noch klappen, da die Post wegen der Wahl eine Sonderlogistik eingerichtet hat und die restlichen Wahlbriefe auch noch am Sonntag den Wahlämtern zuführen will. Doch wer sicher sein möchte, dass seine Stimme gezählt wird, verschickt die Unterlagen heute oder geht zur Briefwahl vor Ort in seiner Stadt.
Briefwahl direkt vor Ort möglich
"Wer seinen Antrag im Wahlamt persönlich abgibt, kann die Briefwahlunterlagen sofort erhalten und auch direkt im Wahlamt seine Stimme abgeben", sagt die Bundeswahlleiterin Ruth Brand. Der Anteil der Briefwählerinnen und Briefwähler werde auch dieses Jahr erfasst. Allerdings kann nicht zwischen Eingang per Post und Stimmabgabe im Wahlamt unterschieden werden. Die Bundeswahlleiterin veröffentlicht endgültige Zahlen erst nach der Wahl. Vor der Wahl werden keine bundesweiten Zahlen zum Rücklauf gesammelt.
Bei der Bundestagswahl 2021 betrug der Anteil der Briefwählerinnen und -wähler 47,3 Prozent, allerdings unter Pandemie-Bedingungen. Bei der Europawahl im Juni 2024 gaben in Deutschland 37,7 Prozent der Wählerinnen und Wähler ihre Stimme per Brief ab. Wie hoch der Anteil bei der Bundestagswahl 2025 ausfallen wird, kann die Bundeswahlleiterin nicht vorhersagen.
Kraftakt für alle Beteiligten
Die vorgezogene Briefwahl mit den stark verkürzten Fristen war laut Post "ein Kraftakt". "Wir hatten uns eigentlich auf den September eingestellt", sagt Marc Hitschfeld von der Deutschen Post. "Wir mussten unser Personal und unsere Transporte anders planen. Wir mussten die Briefzentren auf die Wahl im Februar vorbereiten."
Natürlich habe auch die Krankheitswelle die Deutsche Post ordentlich erwischt, allerdings habe man die Wahl bislang gut gemeistert. "Die Wahlbriefe haben natürlich für uns die höchste Priorität", sagt Hitschfeld. "Wir sehen aktuell eine sehr hohe Beteiligung per Briefwahl. Der Trend aus den vergangenen Jahren setzt sich fort. Das freut uns als Unternehmen, steigert aber auch unsere Verantwortung, bei der Demokratie zu unterstützen."
Hoffnung auf hohe Wahlbeteiligung
Die Demokratie unterstützt auch Hermann-Josef Häger in Overath im Bergischen Land. Eigentlich ist er seit fünf Jahren im Ruhestand. Doch diese Wahl will er noch einmal begleiten.
Fast drei Jahrzehnte hat er die Wahlen für Overath geleitet. Die kurzen Fristen, der hohe Krankenstand, viele Briefwähler - das war für ihn herausfordernd. "Auch wir rechnen wieder mit vielen Leuten, die hier vor Ort Briefwahl machen oder eben klassisch per Post. Wir haben unsere Unterlagen sogar bis nach Neuseeland und Australien verschickt und hoffen, dass die auch früh genug wieder hier sind."
Ob vorab per Brief oder am Sonntag an der Urne: Häger hofft auf eine hohe Wahlbeteiligung.