Günther über Söder "Das war ein brillanter Auftritt"
Bei der Rede von CSU-Chef Söder gerät Daniel Günther ins Schwärmen. Doch auch Kramp-Karrenbauer müsse sich nicht verstecken, sagte der schleswig-holsteinische Regierungschef im Interview. Die Vertrauensfrage sei nicht nötig gewesen.
tagesschau.de: Hat Markus Söder die eigentliche echte Kanzler-Kandidatenrede gehalten?
Daniel Günther: Das war wirklich eine richtig starke Rede. Ich freue mich darüber, wenn die CSU einen so guten Auftritt auf unseren Parteitagen hinlegt. Das zeigt, dass wir wieder gut zusammenarbeiten
tagesschau.de: Warum schafft Kramp-Karrenbauer so eine Rede nicht?
Günther: Auch sie hat eine starke Rede gehalten. Sie hat überzeugend deutlich gemacht, auf welche Themen die CDU unter ihrer Führung setzen will. Da hat sie den Nerv der Delegierten getroffen. Sie muss sich daher auch nicht hinter der Rede von Söder verstecken.
tagesschau.de: War denn ihr Rückhalt in der Partei so schwach, dass sie das Instrument Vertrauensfrage ziehen musste?
Günther: Nein. Das war nicht nötig. Die Partei stand schon während der Rede hinter ihr. Sie hat sich trotzdem dafür entschieden. Das tut dem Ganzen ja auch keinen Abbruch.
tagesschau.de: Aber oft kann sie das jetzt nicht mehr machen.
Günther: Das muss sie ja auch nicht. Sie ist gewählte Parteivorsitzende - und um nichts anderes ging es hier auf dem Parteitag. Wir haben die Führungsfrage geklärt. Jetzt geht es darum zu klären, wer die Partei am besten in den nächsten Bundestagswahlkampf führen kann. Das entscheiden wir nächstes Jahr.
tagesschau.de: Ist Friedrich Merz weiter im Spiel?
Günther: Ich habe Merz so verstanden, dass er im Team mithelfen will, damit die Union ein starkes Ergebnis holt. Mehr hat er ja nicht gesagt.
tagesschau.de: Aber Söder war besser, oder?
Günther: Söder war wirklich stark. Seine Rede hat mich auch persönlich angesprochen, ein guter Mix von Themen. Er hat sicher auch vielen Delegierten aus dem Herzen gesprochen, als er ansprach, wofür die Union wirklich steht. Das war schon ein brillanter Auftritt.
tagesschau.de: Kramp-Karrenbauer hat die CDU klar nach rechts und links abgegrenzt. Aber muss sich die CDU nicht Bündnissen mit der Linkspartei öffnen, etwa in Thüringen?
Günther: Es ist klug und richtig, dass wir als Partei deutlich machen, mit wem wir Verantwortung übernehmen wollen - und da ziehen wir bewusst eine Grenze nach rechts und links. Aber wir müssen gesprächsfähig in Situationen wie in Thüringen sein. Aber Koalitionen mit AfD oder Linkspartei - das geht für die CDU nicht.
tagesschau.de: Auf Bundesebene bleiben dann aber nur die Grünen als Partner.
Günther: Natürlich sind die Grünen ein möglicher Koalitionspartner. Niemand hat Lust, nach der Bundestagswahl wieder ein Bündnis mit der SPD einzugehen. So viele Machtoptionen bleiben daher nicht. Daher würde auch niemand, der bei Verstand ist, Koalitionen mit den Grünen vor der Wahl ausschließen.
tagesschau.de: Der nächste Unions-Kanzlerkandidat muss daher Grünen-kompatibel sein?
Günther: Alle, die bei uns Verantwortung tragen, sind kompatibel.
tagesschau.de: Auch Merz?
Günther: Über Namen spekuliere ich nicht.
Die Fragen stellte Wenke Börnsen, tagesschau.de, zzt. Leipzig