Wasserschutzpolizei Mit Blaulicht auf Brandenburger Gewässern
Familienbootstouren und Junggesellenabschiede, Sportboote und Berufsschiffer: Im Sommer ist auf den Seen und Flüssen südlich von Berlin viel los. Damit niemand betrunken fährt, hat die Wasserschutzpolizei einiges zu tun.
"Leinen los! Achtern frei!", ruft Matthias Albrecht seinem Kollegen Carsten Würke zu. Es ist Samstag kurz nach 10 Uhr. Die beiden Wasserschutzpolizisten starten ihre Zwölf-Stunden-Schicht. Wann sie genau vom Hafen Königs Wusterhausen ablegen, variieren sie, um für Verkehrssünder unberechenbar zu sein.
"Die Leute machen uns ja auch das Leben schwer", erzählt Polizeioberkommissar Albrecht. "Es gibt WhatsApp-Gruppen, wo unsere Standorte mitgeteilt werden oder Apps, wo direkt Behördenfahrzeuge gemeldet werden."
Verboten sei das nicht, sagt der Brandenburger. "Tatsächlich ist es auch so, dass manche unter Einwirkung von Alkohol fahren", ergänzt Polizeihauptkommissar Würke. Gerade am Wochenende stellen sie das verstärkt fest. "Dadurch, dass sich viele junge Menschen diese Hausboote ausleihen und dann den ganzen Tag hier Spaß erleben wollen. Da fließt nicht selten Alkohol - und andere berauschende Mittel."
Am Samstagmorgen legen Matthias Albrecht und Carsten Würke von der Wasserschutzpolizei am Hafen Königs Wusterhausen ab.
Party-Flöße, Sportboote und Berufsschiffer
Deswegen suchen die Beamten mit ihren Ferngläsern gezielt nach Bierflaschen an Bord. Die sichten sie vor allem auf Partybooten. Die Polizisten kontrollieren aber auch Sportboote und Berufsschiffer.
Das Revier der Direktion Süd der Wasserschutzpolizei in Brandenburg reicht vom südlichen Berlin bis zum angrenzenden Sachsen. Dazu gehören nach Angaben der Behörde 1575 Kilometer Bundes- und Landeswasserstraßen inklusive Spreewaldfließe mit mehr als 200 Wehren und 40 Schleusen.
Freizeitkapitäne ohne Führerscheine
Albrecht und Würke fahren die Dahme hinab bis zum Zeuthener See. Dort ist ihnen ein Hausboot aufgefallen, dass sie per Lautsprecher zum Stoppen auffordern. Doch die Freizeitkapitäne schaffen es kaum, am Polizeiboot anzulegen.
"Vielleicht nicht ganz so viel Gas geben. Dann fahren Sie noch einmal eine ruhige Runde herum", ruft Albrecht der Familie zu. "Das ist jetzt die Strömung", entgegnet ihm Inga Rubbel vom Hausboot. "Der Motor ist aus." Der Kommissar kontert: "Hier ist nicht so viel Strömung."
Das Hausboot steuert in Richtung des Polizeiboots. "Jetzt rammen wir Sie. Hilfe!", schreit die Bootsmieterin. Die Wasserschutzpolizisten versuchen zu verhindern, dass die Boote zusammenstoßen. "Den Motor dürfen Sie erst ausmachen, wenn Sie hier dran sind", erklärt Albrecht. "Aber ich werde mal versuchen, Sie abzustoßen." Die Berlinerin beschwert sich, dass ihre Männer an Bord sie nicht unterstützen.
Das Hausboot, das Familie Rubbel gemietet hat, rammt das Polizeiboot fast.
Polizisten kontrollieren Papiere und Alkoholwerte
"Albrecht ist mein Name, von der Wasserschutzpolizei", stellt der Wasserschutzpolizist sich vor. "Ich hätte gerne einmal Ihren Personalausweis und die Bootspapiere gesehen." Die Papiere sind einwandfrei. Der Kapitän hat null Promille im Blut.
Einziges Manko: Der Bootsverleiher hat die Familie aus Berlin nicht eingewiesen. "Ehrlich gesagt gar nicht", erzählt Inga Rubbel. "Man kriegt die Bedienung erzählt und wie es so funktionieren kann und sollte. Aber man muss sich schon selber eingrooven." Der Wasserschutzpolizist weiß, dass die Vermieter die Freizeitkapitäne nicht einweisen müssen. "Es ist nicht optimal. Aber die sind eben auf ihren Profit aus."
"Tatsächlich ist es auch so, dass manche unter Einwirkung von Alkohol fahren", sagt Polizeihauptkommissar Carsten Würke.
Verwarngelder und Straftaten auf See
Der nächsten Familie auf dem See fehlt etwas Entscheidendes. "Ich kann Ihnen gleich sagen, wir haben keine Papiere heute dabei", ruft Janine Grönwald den Beamten zu, als ihr kleines Motorboot einige Meter entfernt vom Polizeiboot langsamer wird. "Das ist natürlich nicht so schön", sagt Albrecht. "Bootspapiere nicht dabei haben ist eine Ordnungswidrigkeit." Dafür verlangt der Beamte 25 Euro Verwarngeld.
"Jetzt sind wir verärgert", meint Grönwald. Die Bootsbesitzer aus dem brandenburgischen Blankenfelde-Mahlow wollten eigentlich nur einen Ausflug machen. "Ich finde es in Ordnung", zeigt ihr Mann Christian sich einsichtig. "Es gibt ja auch genug Leute, die nur so einen 15 PS-Motor haben und denken, sie können immer wilde Sau auf dem See spielen. Ich finde, Recht und Ordnung muss schon auf dem See sein."
Brite mit 1,39 Promille
Am Oder-Spree-Kanal nehmen die Polizisten ein Partyboot ins Visier. Aber hier ist es zu eng und windig, um es zu stoppen. Sie verfolgen es bis zum Wernsdorfer See. "Achtung! Hier ist die Wasserschutzpolizei!" schallt es über Albrechts Lautsprecher. "Das Partyboot, das blaue Partyboot! Stoppt mal bitte auf und kommt zur Kontrolle!"
Schnell wird ihm klar, warum die Bootsmieter erst nicht reagieren. Die Briten und Australier an Bord sprechen kaum Deutsch. "Versteht mich jemand?", fragt der Beamte. "Ja, ein bisschen", heißt es kleinlaut vom Partyboot. "ID card and document for boat", sagt der Polizist.
Der Steuermann sagt, er habe nur ein Bier getrunken. "Wir hören als Antwort oft: 'Ich habe nur ein Bier getrunken.' Und nachher stellt sich heraus, es waren doch zehn", erläutert Polizeihauptkommissar Würke. "Wir fragen ihn nachher noch einmal und dann, denke ich mal, haben wir einen realistischen Wert."
Auch auf dem Oder-Spree-Kanal ist das Polizeiboot unterwegs.
"Five seconds. More, more, more. Thank you." Albrecht lässt den Londoner ins Röhrchen blasen. Der Atem-Alkoholtest ergibt 1,39 Promille. Das wäre eine Straftat. Die Polizisten nehmen den Briten mit - zur Blutprobe. "Ich habe vier Jahre auf einem Boot gelebt und nie solche Probleme gehabt", sagt der Londoner. "Das ist komisch."
Der Mann hat nur ein Foto seines Reisepasses auf dem Smartphone dabei. Seine Freunde müssen ihn identifizieren. Zum Blutalkoholtest will ihn aber niemand begleiten. Nur Schuhe und eine Kreditkarte reichen die acht jungen Männer dem Briten an Bord des Polizeiboots. Nachdem die Wasserschutzpolizisten den neu auserkorenen Kapitän des Partyboots auf Alkohol getestet haben, darf die Gruppe weiterfahren - ohne ihren bisherigen Steuermann.
Laute Junggesellenabschiede
Andere Partyboote lassen die Polizisten jetzt ziehen. Mit lauter Musik und Grölen passiert ein weiteres Partyboot den Wernsdorfer See. "Tony's letzte Reise" steht auf dem Plakat, das die Mieter für einen Junggesellenabschied befestigt haben. "Er heiratet! Wir sind nur zum Saufen hier!" Albrecht greift zum Lautsprecher: "Geht's ein bisschen leiser bitte? Ja?"
Mehr kann der Wasserschutzpolizist in dem Moment nicht machen, denn er und sein Kollege warten mit dem Briten an Bord auf eine niedergelassene Ärztin. Sie nimmt dem Londoner Blut ab. Die Laborergebnisse sollen in einigen Wochen vorliegen. Ihm droht mindestens ein Bußgeld. Der 35-Jährige darf gehen. "Vielen Dank, Leute. Es war mir ein Vergnügen", verabschiedet er sich. "Tut mir leid."
Auf dem Rückweg zum Hafen Königs Wusterhausen entdeckt Albrecht zufällig durch sein Fernglas, dass das Partyboot dem Briten offenbar schon entgegenfährt. Die Wasserschutzpolizisten hoffen, dass jetzt nur Nüchterne das Steuer übernehmen werden.