"Ruhe in Frieden, ihr 2 Engel" steht auf einer Karte zwischen Kerzen und Blumen, die am Anschlagsort in München abgelegt worden sind.

Tödlicher Anschlag in München Angehörige warnen vor Instrumentalisierung und Hass

Stand: 16.02.2025 16:36 Uhr

Die Familie der Todesopfer des Anschlags in München haben sich gegen eine Instrumentalisierung der Tat verwahrt. Die 37-jährige Frau habe sich für Solidarität und gegen Fremdenfeindlichkeit eingesetzt.

Angehörige der beiden Todesopfer des Anschlags in München haben sich mit einem Brief an die Öffentlichkeit gewandt. Darin fordern sie, "dass der Tod und der Verlust nicht benutzt werden, um Hass zu schüren und ihn politisch zu instrumentalisieren".

"Wir möchten uns zunächst bei denen herzlich bedanken, die aufrichtige Anteilnahme und Solidarität gezeigt haben", beginnt der kurze Text der im Namen von Familie und Freunden der beiden Todesopfer veröffentlicht wurde. Sie danken Hilfskräften, Pflegekräften und Ärzten. Laut dem Schreiben wurde die Frau in Algerien geboren und ist im Alter von vier Jahren nach Deutschland gekommen. Nach dem Studium sei sie seit 2017 als Ingenieurin bei der Stadt München angestellt gewesen.

Weiter heißt es in dem Schreiben: "Amel war ein Mensch, der sich für Gerechtigkeit eingesetzt hat. War aktiv für Solidarität, Gleichheit und setzte sich für Arbeitnehmer*innenrechte ein und gegen Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung." Der Frau sei es "sehr wichtig" gewesen, ihrer Tochter, die in dem Schreiben Hafsa genannt wird, "diese Werte mitzugeben". Am Schluss bittet die Familie darum, von weiteren Anfragen abzusehen.

Der Brief wurde auf der Seite der Stadt München veröffentlicht. Bei dem Anschlag am Donnerstag waren eine 37-jährige Frau und ihre zweijährige Tochter so schwer verletzt worden, dass sie an den Folgen gestorben sind, wie am Samstag bekannt worden war.

Verstorbene Frau war ver.di-Mitglied

"Wir sind in tiefer Trauer über den Tod der beiden Schwerverletzten. Besonders grausam ist, dass diese unfassbare Tat zwei so junge Leben gekostet hat", sagt Claudia Weber, ver.di-Bezirksgeschäftsführerin in München. Nach Angaben der Gewerkschaft war die verstorbene Frau Mitglied. Auch ver.di lehne "jegliche Meinungsmache und Hetze" durch Politiker im Wahlkampf ab.

Am Donnerstag war ein 24-Jähriger mit seinem Auto in eine Demonstration der Gewerkschaft ver.di gefahren. Nach Angaben der Polizei wurden mindestens 37 Menschen verletzt. Die Ermittler gehen laut einer vorläufigen Einschätzung davon aus, dass die Tat einen islamistischen Hintergrund hat. Der Mann aus Afghanistan sitzt in Untersuchungshaft.

AfD-Politiker am Anschlagsort blockiert

In München fanden Demonstrationen im Zusammenhang mit dem Anschlag statt. Die AfD veranstaltete am Königsplatz, einige hundert Meter vom Tatort entfernt, eine Mahnwache für die Opfer des Anschlags mit laut Polizei etwa 70 Teilnehmern. An einer Gegendemonstration in unmittelbarer Nähe nahmen demnach etwa 600 Menschen teil. Hier kam es auch zu Maßnahmen der Polizei gegen einzelne Personen.

Wie der Bayerische Rundfunk berichtet, haben Demonstranten mit einer Menschenkette verhindert, dass AfD-Politiker Blumen am Gedenkort niederlegen konnten. Auch der bayerische AfD-Vorsitzende und Bundestagsabgeordnete Stephan Protschka soll davon betroffen gewesen sein. Dabei sei es zu verbalen, nicht tätlichen Auseinandersetzungen zwischen den Gruppen gekommen, so ein Polizeisprecher auf BR-Anfrage.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 16. Februar 2025 um 16:00 Uhr in den Nachrichten.