Mecklenburg-Vorpommern Schleswig-Holstein Dänemark zu möglicher Kabel-Sabotage in Ostsee: "Nehmen das sehr, sehr ernst"
Nach den Beschädigungen zweier Untersee-Datenkabel in der Ostsee ist ein chinesischer Frachter ins Visier der Ermittler geraten. Die "Yi Peng 3" liegt seit Dienstagabend im Kattegatt vor Anker - in Sichtweite dänischer Marineschiffe. Nun hat sich die dänische Regierung zu dem Vorfall geäußert.
Der dänische Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen hat sich am Mittwochnachmittag am Rande eines Treffens mit seinem ukrainischen Amtskollegen Rustam Umerow auch zu den möglichen Sabotagevorfällen an Unterseekabeln in der Ostsee geäußert. Der rechtsliberale Politiker sagte, dass die dänische Regierung die Bedrohung der kritischen Infrastruktur "sehr, sehr ernst" nehme und sich über das weitere Vorgehen mit den übrigen nordischen Staaten eng abstimme.
Dänischer Verteidigungsminister: "Untersuchen das sehr genau"
Poulsen bestätigte, dass die dänische Marine das verdächtige chinesische Schiff "Yi Peng 3" auf seinem Weg durch die Ostsee verfolgt habe, aber zu möglichen Maßnahmen gegen das Schiff, das am Dienstagabend von dänischen Behörden gestoppt wurde und im Kattegatt vor Anker liegt, wollte er sich nicht äußern - auch nicht zu der Frage, ob die dänische Regierung Kontakt mit der chinesischen Regierung aufgenommen hat. Im Gegensatz zum deutschen Verteidigungsminister Boris Pistorius sagte Poulsen aber nicht, dass er von Sabotage ausgehe, gleichwohl "nehmen wir das sehr ernst und wir untersuchen das genau".
Wie geht es weiter mit der "Yi Peng 3"?
Damit ist weiter unklar, wie es mit der "Yi Peng 3" weitergeht. Laut Positionsdaten des Schiffs-Trackingportals marinetraffic.com liegt der 228 Meter lange Frachter knapp in dänischen Hoheitsgewässern vor der ostjütländischen Küste bei Grenå. Er wird seit Dienstagabend von dänischen Militärschiffen bewacht - darunter die Patrouillenschiffe "Søløven" und "PNK 225", die bereits vorher zusammen mit anderen Patrouillenschiffen und einer dänischen Fregatte die "Yi Peng 3" auf ihrem Weg durch die Ostsee beschattet hatten.
Polizei durchsuchte Frachter im Nordostsee-Kanal
Eine weitere Spur führte zudem nach Schleswig-Holstein. Nach NDR Informationen wurde der türkische Frachter "Fortune Express" am Dienstagabend in der Kieler Schleuse zum Nord-Ostsee-Kanal zweieinhalb Stunden lang durchsucht. Nach Daten des Schifftrackingportals marinetraffic.com fuhr sich dieses Schiff zur besagten Zeit verdächtige Manöver in dem betroffenen Seegebiet. Die Beamten ließen es nach der Durchsuchung weiterfahren.
Schiff war zum Zeitpunkt der Beschädigungen in der Nähe der Kabel
Die Schäden an den beiden betroffenen Glasfaserkabeln waren innerhalb von weniger als 24 Stunden aufgetreten: Das schwedisch-litauische Datenkabel wurde nach Informationen des schwedischen Rundfunksenders "SVT" am Sonntagmorgen gegen 9 Uhr etwa 50 Kilometer von der Ostsee-Insel Gotland entfernt beschädigt, das finnisch-deutsche Kabel dann nach Angaben des Betreibers Cinia am Montagmorgen gegen 3 Uhr östlich der Insel Öland. Auf dem Weg aus dem russischen Ölhafen Ust-Luga soll das Schiff zu den Zeitpunkten der Beschädigungen in der Nähe der betroffenen Stellen unterwegs gewesen sein.
Nach Schweden ermittelt auch Finnland
Derweil hat nach den schwedischen Behörden am Mittwoch auch die finnische Kriminalpolizei Ermittlungen zu der Beschädigung der Kabel aufgenommen. Anders als die Schweden untersuchen die Finnen jedoch nicht beide Vorfälle, sondern konzentrieren sich auf die Schäden an dem Unterseekabel C-Lion1, das zwischen der finnischen Hauptstadt Helsinki und Rostock verläuft. Das geht aus einer Mitteilung der finnischen Polizei hervor. Hinweise, wonach auch ein Schiff der Bundespolizei zur See zum Liegeplatz der "Yi Peng 3" ausgelaufen sei, bestätigte die Bundespolizei zunächst nicht. Allerdings verließ am späten Mittwochnachmittag das Einsatzschiff "Bamberg" der Bundespolizei seinen Liegeplatz im Rostocker Hafen und nahm Kurs auf die östliche Ostsee.
Russland nennt Vorwürfe "absurd"
Das chinesische Außenamt erklärte am Mittwoch, die Situation rund um den Frachter sei nicht bekannt. China habe immer seine Pflichten als Flaggenstaat erfüllt und verlange von chinesischen Schiffen, sich strikt an die jeweiligen Gesetze zu halten, betonte Sprecher Lin Jian in Peking. China messe dem Schutz von Unterwasser-Infrastruktur große Wichtigkeit bei, sagte er. Der Kreml wies derweil Vorwürfe zurück, wonach Russland an der Beschädigung der Kabel beteiligt gewesen sein soll. Es sei "absurd, Russland weiterhin ohne jegliche Grundlage für alles zu beschuldigen", so Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Mittwoch.
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 20.11.2024 | 17:20 Uhr