Karl-Schmidt-Rottluff-Haus in Chemnitz
Player: audioKünstlerhaus in Chemnitz: Ein Museum für Karl Schmidt-Rottluff

Sachsen Neues Museum: Chemnitz ehrt den Maler Karl Schmidt-Rottluff

Stand: 06.04.2025 17:00 Uhr

In Chemnitz ist am Sonntag das Karl-Schmidt-Rottluff-Haus eröffnet worden. Der "Brücke"-Mitbegründer wuchs im heutigen Stadtteil Rottluff auf. Das neue Museum im ehemaligen Elternhaus zeigt seine ersten künstlerische Versuche und fügt dem Bild des bekannten Malers neue Facetten hinzu. Somit gibt es in der Kulturhauptstadt 2025 einen weiteren Hotspot des Expressionismus – neben den Kunstsammlungen am Theaterplatz, wo Rottluffs Gemälde prominent ausgestellt sind, sowie dem Museum Gunzenhauser.

Von Grit Krause, MDR Kulturdesk

Womöglich wäre Karl Schmidt-Rottluff wenig begeistert gewesen, dass seine ganz frühen Zeichnungen und ersten Ölskizzen, die er als Schüler gemalt hat, an den Wänden des ihm gewidmeten Museums in Chemnitz hängen. Der Maler selbst hat sie nicht als künstlerische Werke anerkannt, wie Sabine Maria Schmidt, Kuratorin des Schmidt-Rottluff-Hauses erklärt. "Das kann man natürlich so akzeptieren, aber dennoch sind sie aus kunsthistorischer Perspektive von ganz besonderer Bedeutung." Es gehe darum zu zeigen, wie seine Ausbildung damals stattgefunden habe, so die Kuratorin.

Was Karl Schmidt-Rottluff in Chemnitz prägte

Die Erzählung in dem ehemaligen Wohnhaus von Schmidt-Rottluffs Eltern beginnt im Erdgeschoss mit der Kindheit und Jugend des Künstlers im Dorf Rottluff, nach dem sich der Maler später benannt hat und das heute ein Stadtteil von Chemnitz ist. Neben ersten künstlerischen Versuchen, Landschaftsbildern oder auch Zeichnungen von Familienangehörigen, geht es auch schon um die Künstlergruppe "Brücke".

Player: audioFilm: "Karl Schmidt-Rottluff: Leidenschaft und Rebellion"

Die Vereinigung wurde 1905 unter anderem von Karl Schmidt-Rottluff in Dresden gegründet. Doch ihre Wurzeln hat sie in Chemnitz, denn dort ging Schmidt-Rottluff mit seinen Mitstreitern Erich Heckel und Ernst Ludwig Kirchner aufs Gymnasium und traf sich mit ihnen im eigens gegründeten Debattierclub "Vulkan". Der Brücke-Raum bildet nun das Zentrum im Untergeschoss des Künstlerhauses, erklärt Sabine Maria Schmidt: "Das ist, was den Künstler zunächst am meisten geprägt hat: die Freunde, die Künstlerbekanntschaften", so die Kuratorin. Mit der "Brücke" habe die Künstlerkarriere begonnen, die ganz schnell eigene Wege gegangen sei.

Selbstbildnis: Bleistiftzeichnung von Karl Schmidt-Rottluff

Selbstbildnis Karl Schmidt-Rottluff: Die Ausstellung im neuen Museum will ein umfassendes Bild des Künstler zeigen.

Ausstellung würdigt Vielseitigkeit Schmidt-Rottluffs

Der Künstler Karl Schmidt-Rottluff ist in seiner Vielseitigkeit im ganzen Haus präsent: mit zahlreichen Druckgrafiken, wie etwa Holzschnitten aus der bekannten "Christus-Mappe", aber auch kunsthandwerklichen Arbeiten, raffinierten Dosen und Schalen aus Holz, Steinschnitzereien und Schmuck wie Ketten oder Armbändern.

Holzkasten mit reliefgeschnitzten Krokodilen, 1921

Die Ausstellung im neuen Künstlerhaus in Chemnitz zeigt nicht nur Gemälde von Karl Schmidt-Rottluff.

Wie authentisch ist das Künstlerhaus?

Zwischen 1943 und 1946, nachdem seine Berliner Wohnung ausgebombt wurde, hat Schmidt-Rottluff in den Haus gelebt. Es war eine schwere Zeit für den Künstler, der damals von den Nationalsozialisten mit einem Malverbot belegt wurde. Im Obergeschoss ist dennoch ein Selbstporträt zu sehen, "von dem wir wissen, dass es in dieser Zeit entstanden ist, und zwar hier", so die Kuratorin Sabine Maria Schmidt. Auch Steinschnitte und Holzkästen seien in dieser Zeit in Chemnitz entstanden.

Zusammen mit persönlichen Alltagsgegenständen von Karl Schmidt-Rottluff wie Tabakbeutel und Pfeife, Pinseln, Farben oder auch seinem Schnitzmesser wird das Publikum in die 1940er-Jahre, die Kriegsjahre,  zurückversetzt. Und das verdankt sich nicht zuletzt den extra für dieses Museum gestifteten oder geschenkten Exponaten, wie die des Leipziger Sammlerpaares Dr. Victor und Hedda Peters.

Karl Schmidt-Rottluff mit Roswita Peters in Rumbke / with Roswita Peters in Rumbke, 1937

Schon früh wurden in Chemnitz Werke des Malers Karl Schmidt-Rottluff gesammelt.

Der lange Weg zum Chemnitzer Museum

Die Idee, dem prominenten Sohn der Stadt ein Denkmal in Form eines Museums zu setzen, hat bereits eine lange Geschichte, wie Florence Thurmes, Generaldirektorin der Kunstsammlungen Chemnitz berichtet. Der erste Direktor der Kunstsammlungen, Friedrich Schreiber-Weigand, habe Karl Schmitt-Rottluff gut gekannt und schon Werke von ihm angekauft und ausgestellt.

Player: audioMond im Dorf – Portrait des Brücke-Künstlers Karl Schmidt-Rottluff

Auch in den 1970er-Jahren habe Karl Brix, der damalige Leiter der Städtischen Kunstsammlungen, ein Museum für den Künstler gründen wollen und dafür schon eine Galerie als dauerhafte Präsentation von Schmidt-Rottluff eingerichtet. "Die Pläne sind damals leider nicht zum Tragen gekommen. Umso schöner ist es jetzt, so lange Zeit später das Haus eröffnen zu können", freut sich Thurmes.

Player: videoKarl-Schmidt-Rottluff, zu Hause in Rottluff

Karl-Schmidt-Rottluff, zu Hause in Rottluff

Womit die Europäische Kulturhauptstadt Chemnitz jetzt einen weiteren Hotspot des Expressionismus vorzuweisen hat – neben den Kunstsammlungen am Theaterplatz, wo Karl Schmidt-Rottluffs Gemälde prominent ausgestellt sind, sowie dem Museum Gunzenhauser mit Schwerpunkt auf Kunst der klassischen Moderne.

Informationen zum neuen Ausstellungsort

Karl-Schmidt-Rottluff-Haus
Limbacher Straße 382
09116 Chemnitz

Am 6. April 2025, 15 bis 19 Uhr wird das neue Museum eröffnet

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag 11–18 Uhr

Mehr Informationen zum Schmidt-Rottluff-Haus auf der Seite der Kunstsammlungen Chemnitz

Quelle: MDR KULTUR (Grit Krause), redaktionelle Bearbeitung: tsa