Uneinigkeit in der EU Warum wir immer noch die Uhr umstellen
Heute Nacht wird die Uhr um eine Stunde vorgestellt - dabei war das Ende der Zeitumstellung in der EU eigentlich schon beschlossene Sache. Dass es noch immer keine neue Regelung gibt, liegt an den Mitgliedsstaaten.
Heute Nacht ist es wieder so weit: Die Uhren werden umgestellt, dieses Mal um eine Stunde nach vorne. So pünktlich wie die Zeitumstellung taucht auch die Frage auf, wieso es sie überhaupt noch gibt. Denn Umfragen zeigen regelmäßig, dass der Zeitwechsel unbeliebt ist und bei manchen Menschen zu gesundheitlichen Problemen wie Schlafstörungen führt.
Gleichzeitig gilt eines der Hauptargumente für eine halbjährliche Zeitumstellung inzwischen als widerlegt: In den 1970er-Jahren wollte man dadurch die Helligkeit im Sommer besser ausnutzen und so Energie einsparen. Laut Umweltbundesamt greift dieses Argument inzwischen aber weniger, weil Lampen heutzutage viel sparsamer sind. Außerdem heizen Menschen der Behörde zufolge in den kühlen Morgenstunden der Sommerzeit mehr, als sie es bei dauerhafter Winterzeit täten.
Umfrage für Ende der Zeitumstellung
Um zu verstehen, warum es nicht vorangeht, hilft ein Blick nach Brüssel. Denn die Entscheidung über die Zeitumstellung ist Sache der EU, die für eine einheitliche Lösung sorgen will. Dementsprechend müsste auch die Abschaffung der Zeitumstellung von der EU-Ebene ausgehen. Und dort sah es vor wenigen Jahren auch danach aus, als könnte es genau so kommen.
2018 hatte die EU-Kommission vorgeschlagen, die Zeitumstellung in der Europäischen Union zu beenden. Als Grundlage dafür nennt ein Sprecher unter anderem "Forderungen von Bürgern und Mitgliedsstaaten". Außerdem hatte die EU eine Umfrage durchgeführt, an der sich 4,6 Millionen Menschen beteiligten, gut drei Millionen von ihnen aus Deutschland. Das Ergebnis war eindeutig: Mehr als 80 Prozent stimmten damals für eine Abschaffung der Zeitumstellung.
Ein Jahr später schloss sich dann auch das Europaparlament dem Vorschlag der Kommission an. Die Idee: Die einzelnen Mitgliedsstaaten sollten selbst entscheiden, ob bei ihnen dauerhaft die Winter- oder die Sommerzeit gilt. Im besten Fall würden sich benachbarte Staaten untereinander abstimmen, damit möglichst kein unnötiger Flickenteppich aus verschiedenen Zeitzonen entsteht.
Mitgliedsstaaten müssen sich einigen
Doch auch Jahre nach der Initiative von Kommission und Parlament ist noch keine Lösung gefunden. Schuld daran sind die Mitgliedsstaaten. Ohne eine Einigung der EU-Länder kann an der Zeitumstellung nichts geändert werden, was gerade im Europaparlament viele Abgeordnete frustriert.
Markus Ferber, Europaabgeordneter der CSU, hofft darauf, dass die Mitgliedsstaaten sich endlich verständigen. "Wir können nichts tun. Ich glaube, es ist alles ausgetauscht an Argumenten, jetzt kann auch entschieden werden", sagt er.
Anna Cavazzini, deutsche Abgeordnete der Grünen-Fraktion und Vorsitzende des Ausschusses für Verbraucherschutz, bezeichnet die Abschaffung der Zeitumstellung als "Rohrkrepierer", auch wenn sie die Hoffnung auf eine baldige Lösung nicht ganz aufgibt. "Die Zeit zwischen Europawahl und neuem Arbeitsprogramm der Kommission ließe hierfür diesen Sommer ausreichend Raum."
Dauerhafte Sommer- oder Winterzeit in Deutschland?
Doch auch in Deutschland herrscht kein Konsens, welche Zeit dauerhaft die richtige wäre. Die Normalzeit hierzulande ist die jetzige Winterzeit. Vielen Deutschen wäre aber laut Umfragen eine dauerhafte Sommerzeit lieber. Mit ihr bliebe es auch an Winterabenden länger hell. Umgekehrt hieße das allerdings auch, dass viele Menschen ihren Arbeitsweg im Dunkeln zurücklegen und Schülerinnen und Schüler in den ersten Schulstunden ohne Tageslicht auskommen müssten.
Welche Zeit das EU-Mitglied Deutschland wählen würde, ist also unklar. Europaabgeordneter Ferber hofft, dass die Diskussion dazu wieder in Schwung kommt. Seiner Meinung nach könnte es der EU helfen, wenn Deutschland die Initiative ergreifen würde. "Wenn wir hier wirklich eine Erleichterung für die Bürger erreichen wollen, dann sollten wir uns auch als Deutschland mal festlegen."
Solange es keine Einigung in der EU gibt, werden die Uhren weiterhin umgestellt. Die genauen Termine bis 2026 hat die Kommission ohnehin schon festgelegt.