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Zwischen 2014 und 2024 Niedriglohnquote im Osten halbiert
Die Zahl der Niedriglohnjobs in Deutschland ist innerhalb von zehn Jahren um 1,3 Millionen gesunken. Besonders stark schrumpfte die Niedriglohnquote in den östlichen Bundesländern - wegen der Einführung des Mindeslohns.
Zwischen April 2014 und April 2024 ist die Zahl der Niedriglohnjobs bundesweit um 1,3 Millionen zurückgegangen. Das teilte das Statistische Bundesamt heute mit. Zuletzt wurden rund 6,3 Millionen Beschäftigungsverhältnisse und damit knapp jeder sechste Job mit einem Bruttostundenverdienst unterhalb der Niedriglohnschwelle von 13,79 Euro bezahlt.
Anteil im Osten von 35 auf 18 Prozent gesunken
Dabei schrumpfte der Niedriglohnsektor im Osten deutlich stärker als im Westen: Der Anteil halbierte sich in den östlichen Bundesländern im Zehnjahresvergleich nahezu von 35 auf 18 Prozent. In den westlichen Ländern sank der Anteil dagegen nur um drei Prozentpunkte von 19 auf 16 Prozent.
Zum Niedriglohnsektor zählen alle Beschäftigungsverhältnisse (ohne Auszubildende), die mit weniger als zwei Drittel des mittleren Bruttostundenverdienstes entlohnt werden.
Gesetzlicher Mindestlohn seit 2015
Die massiven statistischen Veränderungen sind Experten zufolge in erster Linie auf die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns zum 1. Januar 2015 zurückzuführen. Im April 2014 hatte sich noch mehr als jeder fünfte Job (21 Prozent oder rund 7,6 Millionen) im Niedriglohnsektor befunden. Die Niedriglohnschwelle lag damals bei 10 Euro brutto je Stunde.
Bundesweit am stärksten ging die Niedriglohnquote zwischen April 2022 und April 2023 zurück: In diesem Zeitraum sank der Anteil der Jobs unterhalb der Niedriglohnschwelle an allen Beschäftigungsverhältnissen um drei Prozentpunkte von 19 auf 16 Prozent. Der Hintergrund: Im gleichen Zeitraum war der gesetzliche Mindestlohn von 9,82 Euro auf 12 Euro gestiegen.
Deutschland hinkt im internationalen Vergleich hinterher
Doch 2024 sei die Niedriglohnquote im Vergleich zum Jahr 2023 nicht mehr gesunken, so der Experte des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung, Malte Lübker. "Die Erklärung ist einfach: Der Mindestlohn ist seitdem nur noch in Mini-Schritten gestiegen."
In Deutschland gebe es im internationalen Vergleich immer noch einen großen Niedriglohnsektor. "Die nordischen Länder, aber auch Frankreich und Italien machen das besser", so Lübker. Der Schlüssel zum Erfolg sei hier eine hohe Tarifbindung - "und zwar auch in den Branchen wie dem Einzelhandel und dem Gastgewerbe, in denen bei uns Niedriglohnbeschäftigung weit verbreitet ist".
Abstand zwischen Gering- und Besserverdienenden geschrumpft
Zwischen 2014 und 2024 hat sich derweil nicht nur der Anteil der Niedriglohnjobs verringert, sondern auch der Abstand zwischen Gering- und Besserverdienenden: So erhielten Besserverdienende (obere zehn Prozent der Lohnskala) zuletzt das Dreifache des Bruttostundenverdienstes von Geringverdienenden (untere zehn Prozent). Im April 2014 war es noch das 3,48-Fache gewesen.
Dabei zählte eine Person im April 2024 bis zu einem Bruttostundenverdienst von 13 Euro zu den Geringverdienenden, während man ab 39,05 Euro brutto pro Stunde zu den Besserverdienenden gezählt wird.