Händler an der New York Stock Exchange.
marktbericht

DAX unentschlossen Nasdaq-Rekordlauf geht weiter

Stand: 16.12.2024 22:13 Uhr

Die Technologieaktien haussieren, die Standardwerte bröckeln: Dieses Schauspiel zeigten die US-Börsen auch zu Beginn der neuen Woche. Der deutsche Markt präsentierte sich vorweihnachtlich ruhig.

Dass die amerikanische Notenbank ihren Leitzins am Mittwoch nochmals senken wird, gilt an den Finanzmärkten als ausgemachte Sache. Was aber kommt danach? Angesichts wahrscheinlicher Einfuhrzölle unter der neuen Trump-Administration, die auf eine ohnehin hartnäckige Inflation treffen werden, und des robusten Arbeitsmarkts in den USA erwarten viele Marktteilnehmer eine Zinspause der Fed im kommenden Frühjahr.

In diesem Spannungsfeld zeigen sich auch die New Yorker Börsen seit Tagen zwiegespalten. Die Standardwerte des Dow Jones setzten ihren Abwärtskurs bereits den achten Handelstag in Folge fort. Der US-Leitindex ging mit einem leichten Abschlag von 0,25 Prozent auf 43.717 Punkte aus dem Handel.

Ganz anders präsentierten sich erneut die Technologiewerte. Diese gelten wegen ihrer tendenziell höheren Verschuldung als zinssensitiver als die Standardaktien. Der Nasdaq 100 setzte seinen Rekordlauf fort und markierte neue Rekordstände über 22.000 Punkten. Der Technologieindex gewann 1,45 Prozent auf 22.096 Punkte. Auch große Technologietitel wie Amazon, Alphabet und Tesla erreichten neue Bestmarken.

Die Konjunkturdaten des Tages stärkten die Zinserwartungen an die Fed. Sowohl der Einkaufsmanagerindex von S&P Global als auch der Empire State Index fielen etwas schwächer als erwartet aus.

Am deutschen Aktienmarkt war zu Beginn der letzten vollen Handelswoche des Jahres wenig Kaufbereitschaft auszumachen. Der DAX büßte 0,45 Prozent auf 20.313 Punkte ein. Am Freitag hatte der deutsche Leitindex noch bei knapp 20.523 ein neues Rekordhoch aufgestellt - zum 42. Mal in diesem Jahr.

Kommt es in den verbleibenden paar Handelstagen noch zu der viel beschworenen "Weihnachtsrally"? Die Hoffnung darauf wird von der Tatsache getrübt, dass deutsche Aktien schon zuletzt kräftig zugelegt haben. Insgesamt ist der DAX in diesem Jahr bereits um 22 Prozent gestiegen. "Nach den spektakulären Kursgewinnen der Vorwoche" konstatierten die Experten der HSBC ein "Durchatmen". Auf der Unterseite stecke nun die jüngste Aufwärtskurslücke von Anfang Dezember bei 20.085/20.038 Punkten einen ersten Rückzugsbereich ab.

Auch IG-Experte Christian Henke sieht das technische Potenzial im DAX jetzt "weitgehend ausgereizt". Der deutsche Leitindex scheine allmählich reif für eine Korrektur. Dagegen rechnet Christian Zoller, Charttechnikexperte der ING, tendenziell mit eher steigenden Kursen. Er verweist auf die positive Saisonalität. Diese spiele dem DAX in die Hände, da ab Mitte Dezember statistisch betrachtet mit einer Weihnachtsrally zu rechnen sei.

Frische Konjunkturnachrichten kamen auch aus der Eurozone. Dort hat sich die Unternehmensstimmung im Dezember überraschend verbessert. Der von S&P Global ermittelte Einkaufsmanagerindex stieg einer ersten Berechnung zufolge um 1,2 Punkte auf 49,5 Punkte, signalisiert damit aber weiterhin einen Rückgang der wirtschaftlichen Aktivitäten. Auch in Deutschland verharrte der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft unterhalb der Expansionsschwelle von 50 Punkten - zum sechsten Mal in Folge. Vor allem die Industrie bereitet weiter Sorgen.

Derweil hat EZB-Präsidentin Christine Lagarde weitere Zinssenkungen signalisiert. "Wenn die eingehenden Daten weiterhin unsere Grundlinie bestätigen, ist die Richtung klar", sagte Lagarde in Litauen. "Wir gehen davon aus, dass wir die Zinssätze weiter senken werden." Aktuell liegt der Einlagenzins in der Eurozone bei 3,0 Prozent.

Die Aussicht auf ein vergleichsweise lockereres Zinsregime in der Eurozone setzte den Euro etwas unter Druck. Die Gemeinschaftswährung rang mit der Marke von 1,05 Dollar. Der Goldpreis tendierte mit 2.653 Dollar je Feinunze seitwärts.

Am Rohstoffmarkt verbilligte sich Rohöl der Nordseesorte Brent um 0,7 Prozent auf 73,76 Dollar je Barrel (159 Liter). Der Rückgang wurde durch Befürchtungen begrenzt, dass es im Falle weiterer US-Sanktionen gegen die Hauptlieferanten Russland und Iran zu Lieferausfällen kommen könnte.

Der Bitcoin stieg auf neue Rekordstände über 107.000 Dollar. Auslöser waren Äußerungen des designierten US-Präsidenten Donald Trump, der Pläne für eine strategische Bitcoin-Reserve der USA andeutete. Die weltweit bekannteste Kryptowährung erreichte zeitweise einen Spitzenwert von 107.819 Dollar.

In der laufenden Tech-Euphorie fällt die jüngste Schwäche des bisherigen Favoriten Nvidia auf. Mit weiteren Verlusten fiel der Hersteller von KI-Chips auf den niedrigsten Stand seit Mitte Oktober zurück. Seinen Platz als KI-Fantasieträger hat bis auf Weiteres Broadcom eingenommen. Der US-Chiphersteller hatte am Freitag mit starken Jahreszahlen und einem optimistischen Ausblick auf sich aufmerksam gemacht.

Im DAX war das "Window Dressing" in vollem Gange: Die großen Gewinner des sich zu Ende neigenden Börsenjahres, Siemens Energy und Rheinmetall, standen auf den Kauflisten der Anleger ganz oben. Institutionelle Investoren kaufen zum Jahresschluss gerne die Börsengewinner des Jahres, um ihre Bilanz aufzuhübschen.

Zu den größten Verlierern im DAX gehörte die Aktie von Vonovia. Der Wohnungskonzern will im Rahmen des geplanten Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrages den Aktionären der Deutsche Wohnen eine Ausgleichszahlung von brutto 1,22 Euro je Aktie für jedes volle Geschäftsjahr zahlen.

In Hannover sind VW und IG Metall zur womöglich entscheidenden Verhandlungsrunde im Tarifstreit zusammengekommen. Mit einem zweitägigen Gesprächsmarathon wollen sie versuchen, den Streit um Lohnkürzungen, Werkschließungen und Entlassungen doch noch vor Weihnachten beizulegen. Noch sind die Positionen allerdings weit voneinander entfernt. Mit einem Abschluss wird frühestens am Dienstag gerechnet.

Die Volkswagen-Eigentümerholding Porsche SE muss voraussichtlich Milliarden auf ihre Beteiligungen an VW und dem Sportwagenhersteller Porsche AG abschreiben. Das Unternehmen rechnet daher nun mit einem erheblichen Verlust nach Steuern. Bislang hatte Porsche SE ein Konzernergebnis nach Steuern von plus 2,4 Milliarden bis 4,4 Milliarden Euro in Aussicht gestellt.

Die Allianz hat die geplante milliardenschwere Übernahme der Income Insurance aus Singapur abgeblasen. Der Münchner Versicherungskonzern teilte am Morgen mit, er ziehe sein Gebot zurück. Allerdings wolle man langfristig in dem asiatischen Stadtstaat engagiert bleiben. Insider-Berichten zufolge hatte es politische Widerstände gegen den Deal gegeben.

Das für seine Abnehmspritzen bekannte Pharmaunternehmen Novo Nordisk will mit einem Milliardendeal seine Kapazitäten ausbauen. Das Unternehmen stellt unter anderem die Diabetes- und Diätmittel Ozempic und Wegovy her. Nun will es drei Abfüllanlagen in den USA, Italien und Belgien übernehmen. Die Übernahme des US-Unternehmens Catalent könne "in den kommenden Tagen" abgeschlossen werden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 16. Dezember 2024 um 09:00 Uhr in "Update Wirtschaft".