Wind Park bei Santa Barbara, Kalifornien, USA.
analyse

Windkraft und E-Autos betroffen Trumps Feldzug gegen die grüne Infrastruktur

Stand: 23.01.2025 04:34 Uhr

Im Kampf gegen die Klima-Agenda seines Vorgängers hat US-Präsident Trump Fördermittel in Höhe von über 300 Milliarden Dollar gestoppt. Auch europäische Unternehmen sind davon betroffen.

Von Detlev Landmesser, ARD-Finanzredaktion

"Unleash American Energy" lautet der Titel eines Dekrets, das der neue US-Präsident Donald Trump an seinem ersten Tag im Amt unterzeichnet hat. Die Energie, die damit "entfesselt" werden soll, ist nicht unbedingt grün: Das Dekret ist vielmehr einer von vielen Schritten, mit denen Trump die Klimapläne seines Vorgängers Joe Biden durchkreuzen will.

Das Papier weist das US-Energieministerium an, die Ausgabe staatlicher Darlehen an die Hersteller und Infrastrukturentwickler im Bereich klimafreundlicher Energien zu stoppen. An der Wall Street wird das Volumen dieser teils bereits zugesagten Kredite auf mehr als 300 Milliarden Dollar geschätzt.

Ein weiterer Erlass verbietet bis auf Weiteres die Verpachtung neuer Windparks vor der amerikanischen Küste. Zudem sollen sämtliche Genehmigungsprozesse für Windparks an Land und auf See auf die Auswirkungen für die nationale Sicherheit, den Strompreis, die Netzstabilität und weitere Faktoren überprüft werden. Auch bereits genehmigte Projekte sollen unter diesen Aspekten nochmals geprüft werden.

Windkraft dynamisch gewachsen

Das bedeutet nicht, dass sich die neue Administration völlig von der grünen Transformation verabschiedet. Die stark wachsende Windkraft machte zuletzt rund zehn Prozent der Energieproduktion in den USA aus, insgesamt kamen die Erneuerbaren Energien auf 15,5 Prozent. Experten gehen davon aus, dass der dynamische Ausbau unter Trumps Präsidentschaft zwar behindert und gebremst, aber nicht gestoppt wird.

"Noch nie in der Geschichte der Menschheit ist eine Energieform so schnell gewachsen wie jetzt die Erneuerbaren Energien", sagte etwa Christoph Bals von der Umweltorganisation Germanwatch. "Die Regierung Trump kann diesen Trend wohl verlangsamen, aber nicht aufhalten."

Die Regierung dürfte wohl auch den Teil der Biden-Infrastrukturmaßnahmen, der Steuererleichterungen vorsieht, unangetastet lassen. "Das ist etwas, was die Republikaner mögen", sagte Klimaforscher Niklas Höhne vom NewClimate Institute. Laut einer Analyse der Financial Times haben Unternehmen im Rahmen dieses Programms bereits über 130 Milliarden Dollar investiert.

Schockwellen in der Branche

Für die betroffenen Firmen sind Trumps Federstriche gleichwohl schwere Schläge. Neben vielen US-Unternehmen, die in der Elektromobilität, Energieversorgung und Netzen tätig sind, werden auch europäische Konzerne hart getroffen.

Am Dienstag brach die Aktie des weltgrößten Windparkentwicklers Orsted um mehr als 16 Prozent ein. Der dänische Konzern hatte eine überraschend hohe Abschreibung auf sein Offshore-Projekt "Sunrise Wind" vor der US-Ostküste gemeldet. Der Vorstand begründete dies mit Verzögerungen und höheren Kosten für das 924-Megawatt-Projekt. Dabei betonte Orsted-Chef Mads Nipper, Orsted bleibe dem US-Markt mit seinem Potenzial für Erneuerbare Energien langfristig verpflichtet.

Im Sog von Orsted gerieten auch weitere Branchenvertreter wie Siemens Energy, Vestas oder Nordex unter Druck. Neben Orsted ist besonders RWE stark im Projektgeschäft vor den US-Küsten engagiert, hat sein Engagement aber bereits nach dem US-Wahlergebnis im November zurückgefahren. Trumps Anti-Windkraft-Kurs dürfte einen Großteil der geplanten US-Investitionen der Essener zumindest um Monate verzögern.

Aber auch vor seinem engsten Kreis macht Trumps Furor nicht Halt. Das Dekret "Unleash American Energy" suspendiert auch die Förderung der heimischen Elektroautobauer. Die folgenden Verluste bei der Tesla-Aktie haben seinen Anhänger und Mitarbeiter Elon Musk am Dienstag rechnerisch über zwei Milliarden Dollar gekostet.