Höhere Löhne für Erntehelfer Bis zu 20 Euro pro Kilo Spargel
Die Spargelsaison 2023 ist gestartet. Die Kosten der Landwirte sind stark gestiegen, vor allem wegen des höheren Mindestlohns. Da bleibt die Frage: Was sind Verbraucher bereit zu zahlen?
Weiße Köpfe, die aus dunkler Erde herauslugen: Auf Gut Kuhlendahl in Velbert bei Wuppertal hat die Spargelsaison begonnen. Seit dem frühen Morgen ernten die Helfer aus Osteuropa das beliebte Gemüse. Der Spargel reift unter Thermofolien heran, noch sind die Mengen gering, aber das könnte sich dank steigender Temperaturen bald ändern, sagt Landwirt Peter Wiemer: "Die Temperaturen sind allmählich so, dass der Spargel sich wohlfühlt und wächst. Das heißt, dass wir in den kommenden Wochen wahrscheinlich mehr ernten werden."
Bis zu 17,50 Euro kostet das Kilogramm zurzeit in seinem Hofladen, je nach Qualität. Ein stolzer Preis, findet Kundin Anja Stotz, den sie dennoch bereit ist zu zahlen. "Die Spargelsaison ist kurz, wir essen sehr gerne Spargel, deshalb nehmen wir das in Kauf." Und anderswo, weiß sie, kostet der Spargel noch mehr: 20 oder sogar 21 Euro pro Kilogramm.
Seit Oktober 12 Euro pro Stunde
Auch bei Spargellandwirt Heiner Lövenich in Düren wird schon Spargel gestochen und verkauft. Auch bei ihm kostet das Kilogramm zurzeit bis zu 17 Euro. Eigentlich zu wenig, um seine Produktionskosten zu decken, sagt er. Diese sind im Vergleich zur Saison 2022 deutlich gestiegen, weil der Mindestlohn zum 1. Oktober auf zwölf Euro pro Stunde angehoben wurde.
Lövenich gibt nun 20 Prozent mehr für die Löhne seiner polnischen und rumänischen Erntehelfer aus. Ob er diese Mehrkosten auch erwirtschaften kann, weiß er noch nicht. "Ich glaube nicht, dass die Preise so stark ansteigen werden, wie sie eigentlich müssten. Weil die Privatkunden aber auch die Supermärkte nicht bereit sind, das zu bezahlen. Das ist etwas, was mir tatsächlich Angst macht."
Italienischer Spargel kostet die Hälfte
Lövenichs Sorge kommt nicht von ungefähr. Er beliefert Großhändler und Supermärkte und konkurriert hier längst mit ausländischen Produkten. "Erst kürzlich habe ich einen langjährigen Kunden angerufen, um ihm zu sagen, dass wir schon vor Ostern Spargel ernten, ob er welchen kaufen wolle." Der Kunde habe verneint, er habe bereits italienischen Spargel geordert, der nur die Hälfte koste.
80 Prozent des in Deutschland verkauften Spargels werden hierzulande angebaut, so der Deutsche Bauernverband - so viel wie bei keinem anderen Gemüse. Doch die Globalisierung sei auch in der Spargelbranche angekommen, sagt Verbandspräsident Joachim Rukwied. "In Ländern, in denen der Mindestlohn deutlich niedriger ist als bei uns, können die Landwirte ihre Erzeugnisse auch günstiger anbieten." Deshalb fordere sein Verband einen einheitlichen Mindestlohn in der EU. "Wir brauchen gleiche Wettbewerbsbedingungen in ganz Europa", so Rukwied.
Produktionsmengen sinken
Etwa 1,5 Kilogramm Spargel isst der Deutsche durchschnittlich pro Jahr, von 2017 bis 2020 lag die Menge noch bei 1,7 Kilogramm. Landwirt Lövenich beobachtet die Entwicklung auf dem Markt genau und hat beispielsweise beim grünen Spargel bereits Produktionsmengen reduziert, weil er mit dem spanischen Produkt preislich nicht mithalten konnte. Auch weißen Spargel baut er heute weniger an als früher. Er ist nicht der einzige. "Das ist die logische Konsequenz. Wir können nicht etwas anbauen, womit wir später kein Geld verdienen."
Landwirt Peter Wiemer aus Velbert schöpft Hoffnung aus dem Ostergeschäft, das gut angelaufen sei. Vor einem Jahr, kurz nach Ausbruch des Kriegs in der Ukraine, sei die Kauflaune bei den Kundinnen und Kunden gedämpfter gewesen. Er hofft darauf, mit Qualität zu überzeugen. "Wir alle wollen den Mindestlohn. Damit steigen die Produktionskosten, also werden auch die Produkte teurer." Ob sein Wunsch sich erfüllt, wird er zum Ende der Spargelsaison sagen können. Die dauert traditionell bis zum 24. Juni.