Weltgesundheitsorganisation WHO

Gesundheitspolitik Was der Austritt der USA aus der WHO bedeutet

Stand: 22.01.2025 16:17 Uhr

US-Präsident Trump hat gleich zum Amtsantritt den Rückzug seines Landes aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) angeordnet. Welche Folgen hat das für die globale Bekämpfung von Krankheiten?

Von Anja Braun, SWR

Wenige Stunden nach seiner Vereidigung unterzeichnete der neue US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus ein Dekret zum Ausstieg aus der WHO und erklärte, die USA würden unfair behandelt. "Die Weltgesundheitsorganisation hat uns abgezockt." Die WHO hat bereits reagiert und starkes Bedauern geäußert, aber auch die Hoffnung, dass diese Entscheidung noch überdacht wird.

Trumps Begründung

Donald Trump ist der Meinung, die USA würden zu viel Geld an die WHO zahlen. Anders als zum Beispiel China müssten die USA die höchsten Beiträge bezahlen - und das sei nicht gerechtfertigt, findet der neue US-Präsident.

Bislang sind die USA tatsächlich der größte Geldgeber der WHO. 1,28 Milliarden US-Dollar steuerten die USA zwischen 2022 und 2023 zum Budget der Organisation bei. Damit tragen die USA rund 18 Prozent - also knapp ein Fünftel - der Gesamtfinanzierung. Als nächstgrößter Geber folgt Deutschland mit 856 Millionen US-Dollar und die Bill und Melinda Gates-Stiftung mit 830 Millionen.

Trump wollte schon einmal aus der WHO aussteigen

Trump hat der WHO schon in seiner ersten Amtszeit (2017 bis 2021) vorgeworfen, zu chinafreundlich zu agieren. Er behauptete, die WHO habe die weltweite Ausbreitung des Coronavirus von China aus eher unterstützt als eingedämmt. Im Juli 2020 kündigte er daher die WHO-Mitgliedschaft. Das Nachfolgeregierung von Joe Biden machte dies allerdings sieben Monate später rückgängig.

WHO wichtig für globale Gesundheitsvorsorge

Die WHO ist die Institution, die globale Gesundheitskrisen erfasst und bekämpft. Sie organisiert auch den weltweiten Austausch von epidemiologischen Daten und zu einzelnen Erregern. So erfasst die WHO zum Beispiel für die Grippeschutzimpfung jeweils die zirkulierenden Grippestämme, um auf der Basis dieser Erkenntnisse Impfstoffe maßzuschneidern. Wenn die USA da wegfallen, fehlen der WHO nicht nur Geld, sondern auch Informationen.

Internationaler Austausch wichtig

Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig es ist, weltweit Daten und Informationen auszutauschen - und auch die nötigen Mittel zu haben, um darauf reagieren zu können. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sagt, ohne die USA werde es deutlich schwieriger, Ländern zu helfen, die vom Ausbruch von Infektionskrankheiten oder Umweltkatastrophen betroffen sind. Hunderttausende Menschen wären gefährdet, insbesondere Kinder. Deshalb werde Deutschland versuchen, den US-Präsidenten umzustimmen.

Ausstieg könnte weitreichende Folgen für die WHO haben

Da die USA die wichtigste Gebernation ist, wird die Genfer UN-Behörde auf viel Geld aus den USA verzichten müssen. Das Geld aus den USA hat zuletzt ein Fünftel des gesamten WHO-Budgets ausgemacht. Und die WHO ist trotzdem dauerklamm.

Zurzeit bekämpft sie 42 verschiedene Gesundheitskrisen: Da ist zum Beispiel der bisher ungebremste Mpox-Ausbruch in Teilen Afrikas, die Hungerkrise im Südsudan und die Not im Gazastreifen. Dafür brauche sie mindestens 1,5 Milliarden Dollar allein im laufenden Jahr - das hat die WHO vergangene Woche bekannt gegeben.

Auch Expertise würde fehlen

Mit dem US-Austritt würde die WHO nicht nur viel Geld, sondern auch die Expertise der US-Partner verlieren. So ist zum Beispiel die US-Seuchenschutzbehörde CDC in mehr als 65 Ländern vertreten und arbeitet in der Überwachung von globalen Gesundheitsrisiken eng mit der WHO zusammen. Doch auch die USA werden ohne die WHO verwundbarer. Kein Staat könne allein internationale Gesundheitsgefahren bekämpfen, warnt die WHO. Beate Kampmann, Direktorin des Instituts für Internationale Gesundheit an der Charité in Berlin, sagt dem Science Media Center: "Natürlich muss die WHO ihre eigenen Prioritäten setzen, aber es ist schon anzunehmen, dass nun durch den Rückzug der USA wesentliche, große Public-Health-Programme etwa zu Tuberkulose, HIV und auch zu 'Pandemic-Preparedness'-Initiativen zu Schaden kommen werden."

Folgen des WHO-Ausstiegs noch nicht abzuschätzen

Axel Kröger, wissenschaftlicher Berater für globale Gesundheit an der Uniklinik Freiburg, ist der Meinung, dass sich noch nicht genau abschätzen lasse, welche Programme der WHO jetzt aufgegeben oder gekürzt werden müssten, beziehungsweise welche Programme gar nicht erst beginnen könnten. "Sicherlich wird es bald einen Einstellungsstopp geben, was sich negativ auf neue, aber auch bestehende Programme auswirkt."

"Die Abwesenheit der USA im globalen Kontext wird sicher schwerwiegend sein. Sie ist hoffentlich nur temporär", sagt auch Hajo Zeeb, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH).

So wird der Ausstieg der USA aus der WHO umgesetzt

Die USA haben eine Art Kündigungsfrist von einem Jahr, während der sie ihre Beiträge noch bezahlen müssten. In dieser Zeit kann auch juristisch angefochten werden, ob Trump den Austritt aus der UN-Behörde überhaupt ohne Zustimmung des Kongresses vollziehen darf.

Aber Trump will das Engagement der USA für die WHO auch schon in dieser Übergangszeit zurückfahren. Er will alle zukünftigen Zahlungen der US-Regierung an die WHO stoppen und das US-amerikanische Personal, das zurzeit für die WHO arbeitet, zurückrufen. Frühere WHO-Aufgaben sollen dann an andere - aus Trumps Sicht vertrauenswürdige - nationale und internationale Partner übertragen werden.

Weltweit scharfe Kritik am Austritt

Der Austritt aus der WHO hat weltweit scharfe Kritik ausgelöst. China werde die WHO weiterhin unterstützen, teilte das Außenministerium in Peking mit. Deutschland wie auch weitere Mitgliedsländer und die WHO selbst wollen nun versuchen, Trump noch umzustimmen.