Im Hafen von Port Sudan werden Säcken verladen.

Trumps Entwicklungspolitik Was wird ohne US-Hilfe aus dem Sudan?

Stand: 02.03.2025 10:02 Uhr

Im Sudan herrscht die größte humanitäre Krise der Welt. Millionen Menschen werden aufgrund von US-Entwicklungshilfe ernährt. Bislang - denn unter Präsident Trump könnte diese Hilfe jetzt wegfallen.

Ein riesiger Mehlsack schwebt über die Kaimauer. Dann direkt der nächste. Männer stehen auf der Ladefläche eines Lkw im Hafen von Port Sudan am Roten Meer, strecken die Arme aus, dirigieren den Kranführer. Steil ragt neben ihnen die Bordwand des Frachtschiffes in die Höhe.

Mehr als 14.000 Tonnen Mehl hat der Frachter geladen - eine Großlieferung aus den USA für das UN-Welternährungsprogramm (WFP). "Wir haben den Weizen aus den USA gespendet bekommen und ihn in Dubai zu Mehl mahlen lassen", erklärt Kazuhiko Yamazaki vom WFP. "Jetzt wird alles entladen und dann im Sudan verteilt. Es soll eine Million Menschen einen Monat lang satt machen."

Ein Laster des UN-Welternährungsprogramms im Sudan.

Zahlreiche Genehmigungen müssen ausgestellt werden, bevor die Entwicklungshilfe im Sudan verteilt werden kann, in dem seit fast zwei Jahren ein blutiger Bürgerkrieg herrscht.

Angst vor dem Ende der US-Hilfe

Doch die Sorge ist groß, dass es eine der letzten Lieferungen aus den USA sein könnte. Die Ankündigung des US-Präsidenten Donald Trump, weltweit die Entwicklungshilfe drastisch zu reduzieren, löst im krisengeschüttelten Sudan Entsetzen aus.

"Wir haben gehört, dass die Hilfe gestoppt werden soll", sagt Sara, die während des sudanesischen Bürgerkriegs fliehen musste und nun in einem Flüchtlingslager in Port Sudan lebt. "Was sollen wir jetzt machen? Wir werden in diesem Camp sterben. Es geht uns schon jetzt nicht gut hier, wenn es keine Hilfe mehr gibt, wird es uns noch schlechter gehen."

Saras Zeltnachbarin Esraa fügt hinzu: "Trump ist so egoistisch. Er hat alles Geld dieser Welt, und andere Menschen haben noch nicht mal etwas zu essen. Da muss man doch helfen. Wenn ich seine Mittel hätte - ich würde mich um das ganze Universum kümmern."

USA bislang weltweit größte Geldgeber

Auch die internationalen Hilfsorganisationen blicken mit Sorgen auf die neue Politik im Weißen Haus. Denn bislang waren die USA weltweit die größten Geldgeber. Leni Kinzli vom UN-Welternährungsprogramm sagt, jetzt herrsche Ungewissheit.

"Wir sind ständig in Kontakt mit unseren Partnern bei USAID und mit dem US-Kongress, um zu schauen, dass Essenslieferungen weiter priorisiert werden. Das ist absolut wichtig."

Kopfschüttelnd beobachten auch andere Hilfsorganisationen, wie Trump die Hilfsbereitschaft einer ganzen Nation infrage stellt. "Weltweit waren die USA bislang die wichtigsten Geldgeber", so Mohammed Abdellatif von Save the Children.

"In unserem Fall kommt 20 Prozent der Finanzierung von den USA, aber es gibt auch Hilfsorganisationen im Sudan, die zu 50, 60 oder 70 Prozent von US-Hilfen abhängig sind. Wir müssen uns jetzt sortieren und leider auch einige Aktivitäten einstellen", sagt Abdellatif.

Seit fast zwei Jahren Bürgerkrieg

Das Mehl aus den USA wird im Hafen in riesigen Lagerräumen des WFP untergebracht, bevor es im Sudan verteilt wird. Dutzende Männer schultern Mehlsack für Mehlsack - jeder 25 Kilo schwer - und schleppen sie in eine Halle.

Ein halbe Million Mehlsäcke müssen untergebracht werden - harte Arbeit, die sich aber lohnt, sagt Hilfsarbeiter Saleh: "Ich freue mich, dass unsere Brüder in Not von unserer Arbeit profitieren. Wir wollen den Bedürftigen trotz Krieg helfen, wollen unsere Landsleute versorgen."

Im Sudan sind aktuell rund 25 Millionen Menschen von Hunger bedroht. Bis das Mehl wirklich bei den Bedürftigen ankommt, vergehen mitunter noch einige Tage bis Wochen: Viele Genehmigungen müssen ausgestellt werden, bis die Lkw durch den Sudan fahren können, in dem seit fast zwei Jahren ein Bürgerkrieg herrscht.

Größte humanitäre Krise der Welt

Der Armeechef und de-facto-Machthaber des Landes, Abdel Fattah al-Burhan, kämpft gegen seinen ehemaligen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo, genannt Hemeti, der die grausame RSF-Miliz befehligt.

Die Straßen sind nicht sicher, die Infrastruktur ist schlecht. Manche Regionen im Sudan hat immer noch keine Hilfe erreicht.

Die Vereinten Nationen sprechen im Sudan von der größten humanitären Krise der Welt. Umso wichtiger sei, dass die internationale Hilfe für den Sudan nicht versiegt, sagen Beobachter.

Der Frachter aus den USA ist im Hafen mittlerweile entladen worden. Am Bug steht in großen weißen Lettern sein Name, die Farbe leicht abgeblättert: Das Schiff mit der Hilfslieferung aus den USA heißt ausgerechnet "One and Only".

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 04. Februar 2025 um 05:43 Uhr.