Parteitag der US-Libertären Trump zu Gast bei den radikalen Skeptikern
Donald Trump macht heute Abend etwas, was es noch nie in der US-Geschichte gegeben hat: Er hält die Abschlussrede auf einem Parteitag der Libertären Partei. Warum wird die chancenlose Partei so hofiert?
Wer ein Paradebeispiel für das politische Hufeisenmodell sucht, das die programmatische Annäherung extremer Rechter und extremer Linker beschreibt, der wird in der Frühgeschichte der amerikanischen Libertären fündig.
Angela McArdle, die heutige Parteichefin, erzählt auf C-SPAN von den Anfängen: "Die Libertäre Partei ist 1971 aus der Taufe gehoben worden", so McArdle. "Ein interessanter Mix von Gründervätern, linken Hippies und staatsfernen Rechten hatte sich in Opposition zur Nixon-Regierung gefunden, um für weniger Staatsausgaben und eine friedfertige Außenpolitik einzutreten, keine Übersee-Kriege, Nein zu Vietnam!"
Radikalindividualisten und Regierungsskeptiker
Friedensbewegtheit traf auf Regierungsskepsis und extremen Individualismus, gewürzt mit einer Prise Anarchie. Was als Bewegung startete, mutierte zur politischen Partei - mit zwei Flügeln, bis zum heutigen Tag. "Unsere Partei ist gespalten zwischen den Minimalisten, die wenig Regierung wollen, und Anarchisten, die gar keine Regierung wollen! Niemand in unserer Partei will Steuern zahlen. Einige wenige sind für geringfügige Abgaben, um das Militär und einige ausgewählte Regierungsaufgaben zu finanzieren."
Allenfalls Landesverteidigung, so das libertäre Credo. Milliardenbeträge an die Ukraine oder an Israel zu überweisen, halten die Radikalindividualisten für unverantwortliche Geldverschwendung. "Wir lehnen beides ab! Wir wollen, dass die USA jegliche Unterstützung für Israel und alle anderen Länder einstellt. Wir sollten keine Konflikte in Übersee finanzieren. Die USA sollten sich aus der Außenpolitik anderer Länder heraushalten!"
Was verspricht sich Trump von den Libertären?
Auch Bildung gehört nicht in staatliche Hand, findet Angela McArdle. Die Chefin des "Libertarian National Committee" plädiert für Homeschooling und allenfalls Privatschulen. Diese radikale Staatsferne, gekoppelt mit unerschütterlichem Vertrauen in die Selbstregulierungskräfte des Marktes, geht weit über das hinaus, was etwa am rechten Rand der republikanischen Partei gedacht wird. Was also verspricht sich Trump von seinem Gastspiel bei den Libertären?
"Wir müssen uns mit denen zusammen tun", so Trump vergangenes Wochenende bei der Waffenlobby NRA, "die schaffen mindestens drei Prozent der Stimmen. Drei Prozent, die uns gegen Biden fehlen könnten!" Den Libertären und ihren Anliegen jedenfalls verschafft Trumps heutiger Auftritt eine ungeheure Aufmerksamkeit. Eine Win-Win-Siuation also?
Ob der voraussichtliche Präsidentschaftskandidat der Republikaner Stimmen aus dem libertären Lager abziehen kann, ist nicht ausgemacht. "Vielleicht einige wenige Stimmen, meine jedenfalls nicht“, so die Delegierte Anne Lepeltier bei der "Voice of America".
Welche Rolle spielt der unabhängige Robert Kennedy Jr.?
Und was ist mit Robert Kennedy Jr., dem Unabhängigen, der laut einer aktuellen CNN-Umfrage 11 Prozent der Stimmen bei der Präsidentschaftswahl bekommen könnte?
Man werde sehen, ob es eine gemeinsame Zukunft mit ihm und der Kleinstpartei gibt, sagte Kennedy kürzlich bei "NewsNation". Über einen formellen Zusammenschluss zum wechselseitigen Vorteil wird längst gemunkelt im politischen Washington.