Trump auf der Iowa State Fair Wahlkampf zwischen Butter, Kühen und Koteletts
Die Iowa State Fair ist eine der größten, ältesten und bekanntesten Landwirtschaftsmessen der USA - und ein Ort, an dem sich Wählerstimmen gewinnen lassen. Darum präsentierte sich dort nicht nur Donald Trump.
Ein Besuch im "Pork Tent", einer Halle, in der sich alles um Koteletts dreht, eine Stippvisite in einem Tierzentrum und eine kurze Ansprache in einer brechend vollen Bier-Bar mit jubelnden Fans: Mehr brauchte es nicht, um zu zeigen, dass es nur einen Politiker gibt, der die Menschen mobilisiert - und der heißt Donald Trump.
Dabei dürften die meisten der weit über 100.000 Tagesgäste der Messe von Trumps Besuch gar nichts mitbekommen haben. In sengender Hitze waren sie damit beschäftigt, eine überwältigende Zahl von Attraktionen abzuarbeiten: die riesigen Tierställe, in denen die heimischen Landwirte ihre frisch geföhnten Kühe, Schweine und Schafe zeigen, die berühmte Butterkuh, landwirtschaftliches Gerät aller Art, Riesenrad und Seilbahn. Dazu ein unüberschaubares Angebot an Nahrungsmitteln, gerne frittiert und auf ein Spießchen gesteckt - vom Schokoriegel über Kotelett bis zum Corn Dog, einem Würstchen im Teigmantel.
Einen starken Eindruck hinterlassen
Doch Trumps Rivalen im Kampf um die Präsidentschaft dürften das Signal verstanden haben - vor allem Ron DeSantis, der in den Umfragen zwar weit hinter Trump liegt, aber deutlich vor allen anderen wie Nikki Haley, Mike Pence und Vivek Ramaswamy. Sie touren seit Wochen durch Iowa, wo am 15. Januar die ersten Vorwahlen des Wahljahres stattfinden. Sie alle wollen bei den drei Millionen Einwohnern im Mittleren Westen einen starken Eindruck hinterlassen und verhindern, dass Trump sich schon beim ersten Termin uneinholbar absetzt.
Und es ist nicht so, dass ihnen die freundlichen Menschen von Iowa nicht zuhören würden: Vivek Ramaswamy etwa, ein wohlhabender junger Biotech-Unternehmer, zog schon morgens um halb neun eine beachtliche Menge an Frühaufstehern aufs Messegelände, wohin ihn Iowas Gouverneurin Kim Reynolds zum Gespräch eingeladen hatte.
Ramaswamy, Sohn indischer Einwanderer, will die Co-Abhängigkeit von China beenden. Er hält den Klimawandel für eine Erfindung und will in Washington Tausende von Staatsbediensteten entlassen. Das kommt an.
Sie möge seine Begeisterung und seinen Stolz auf ihr Land, sagt etwa Katy, eine junge Krankenschwester aus Iowa, nach dem Auftritt. Selbst wenn Ramaswamy es jetzt noch nicht schafft, kann er sich eine gute Ausgangsposition für den nächsten Wahlkampf verschaffen.
DeSantis elektrisiert nicht wie Trump
Sehr viel unzufriedener wirkte Ron DeSantis, der Gouverneur von Florida, der in Umfragen deutlich vor Ramaswamy, aber auch deutlich hinter Trump liegt. DeSantis hat sich vorgenommen, alle Landkreise von Iowa zu besuchen. Doch mit seinen Auftritten bei der State Fair hatte er nicht viel Erfolg. Beim Gespräch mit Gouverneurin Reynolds störten LGBTQ-Aktivisten mit Trillerpfeifen und Kuhglocken. Und beim Messerundgang piesackten ihn Trump-Anhänger.
DeSantis ist mit einem energiegeladenen Team unterwegs. Kein anderer Kandidat ist so gut vorbereitet. Doch seine Zuhörerschaft elektrisierte er bei weitem nicht so wie Trump, der bei seinem Kurzbesuch Trauben von Menschen hinter sich her zog.
Keine "Soap Box" für DeSantis und Trump
DeSantis und Trump machten beide einen Bogen um die "Soap Box", eine beliebte Tradition der Lokalzeitung "Des Moines Register". Seit 20 Jahren klettern Bewerberinnen und Bewerber auf eine kleine Plattform und haben dort zwanzig Minuten Zeit, sich dem Publikum zu präsentieren, das - je nach Bedeutung der Bewerber - auf wenigen Klappstühlen sitzt oder in dichten Trauben um die kleine Rasenfläche steht. Schutz vor Regen oder Sonne gibt es für die Redner nicht; trotzdem kommen vor wichtigen Wahljahren fast alle dort vorbei. Die größte Menge hat bisher Bernie Sanders, der weißhaarige Senator aus Vermont, angezogen, sagt Carol Hunter, Chefredakteurin der Zeitung.
Mike Pence war sich nicht zu schade, schon am ersten Tag der Messe dort aufzulaufen. Der frühere Vizepräsident ist in Umfragen weit abgeschlagen, aber er kämpft - und das kommt bei den Zuhörerinnen und Zuhörern gut an. Und wenn ihn jemand fragt, warum er am 6. Januar Verrat begangen habe, wird der Fragesteller ausgebuht, nicht Pence. Er habe an diesem Tag zwischen dem früheren Präsidenten Trump und der Verfassung wählen müssen. Er habe sich für die Verfassung entschieden.
Auch Underdogs präsentieren sich
Etliche der republikanischen Kandidaten schafften es nicht, die Klappstuhlreihen zu füllen. Francis Suarez, der Bürgermeister von Miami etwa, oder Perry Johnson, ein Unternehmer aus Illinois. Dagegen hatten die beiden Demokraten, die gegen Joe Biden antreten wollen, zumindest den Reiz des Exotischen: Marianne Williamson, eine Buchautorin, und Robert F. Kennedy Junior bekamen freundlichen Applaus.
Die Iowa State Fair ist eine der größten, ältesten und bekanntesten Landwirtschaftsmessen der USA. An den zehn Tagen im August kommen über eine Million Menschen. Das heißt, jeder dritte Einwohner des Bundesstaates schaut vorbei.