Bundestagswahl 2025
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Konstituierende Sitzung AfD-Fraktion nimmt SS-Verharmloser auf
Die AfD gewinnt an Macht im Bundestag. Die neue Fraktion nimmt nun auch die beiden rechtsradikalen Abgeordneten Krah und Helferich in ihre Reihen auf - ungeachtet der parteiinternen Konflikte.
Das Gedränge ist groß - und dabei ist die AfD-Fraktion schon in einen Saal im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus ausgewichen, eines der großen Bürogebäude im Bundestagskomplex. Der ursprüngliche Raum ist zu klein für die neue Fraktion, die sich fast verdoppelt hat. Seit einiger Zeit hört man, dass die AfD es auf den SPD-Fraktionssaal abgesehen hat, wogegen sich die SPD wehrt.
Im Saal im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus soll an diesem Morgen der neue Fraktionsvorstand gewählt werden. Dafür sind die 152 Abgeordneten zusammengekommen. Viele Männer (134), wenige Frauen (18), viele neue Gesichter. Zwei Drittel der Abgeordneten sind neu, sagt die Fraktionsspitze.
Hinter vorgehaltener Hand hörte man in den vergangenen Tagen häufiger, dass es doch eine ziemliche Herausforderung werden dürfte, diese Fraktion zusammenzuhalten, zumal manche der neuen Abgeordneten nur schwer einzuschätzen sind. Einige sind der Fraktionsspitze unbekannt. So sieht man an diesem Morgen, wie Tino Chrupalla Abgeordnete begrüßt, von denen er offenkundig nicht weiß, um wen es sich handelt.
Alice Weidel hat heute Morgen beschlossen, vor allem gute Laune zu demonstrieren und hier alles schnell durchzuziehen. Nach einer knappen Stunde ist sie gemeinsam mit Chrupalla im Doppelpack wiedergewählt. Als sie zwischendurch den Sitzungssaal verlässt, betont sie: "Alles läuft gut. Wir kommen zügig voran."
Umarmung auch für Krah
Schnell, professionell und bitte ohne Diskussionen - so stellt sich Weidel das vor. Und immer den eigenen Machterhalt im Blick. Dazu gehört auch die Strategie der Umarmung der Gegner an diesem Morgen - im wahrsten Sinne des Wortes. Er sei von Weidel zur Begrüßung umarmt worden, betont Maximilian Krah. Ja, er sei auch etwas überrascht gewesen.
Krah war eigentlich bei der Parteispitze in Ungnade gefallen. Der ehemalige Spitzenkandidat im Europawahlkampf hatte einen Mitarbeiter, der im Verdacht steht, ein chinesischer Spion zu sein. Zudem hatte Krah in einer italienischen Zeitung SS-verharmlosende Aussagen gemacht, die dazu führten, dass der rechte Rassemblement National die Zusammenarbeit im Europaparlament aufkündigte. Krah steht für Ärger und Chaos - genau das, was Weidel eigentlich nicht für ihre Fraktion will.
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Unter anderem Krahs Einlassungen zur Waffen-SS hatten für Kritik gesorgt.
Auch Helferich wird Teil der Fraktion
Aber inzwischen ist klar: Krah wird Teil der Fraktion. Genau wie Matthias Helferich. Jener Mann, der sich selbst als "das freundliche Gesicht des NS" bezeichnet hat. Matthias Helferich gehörte deshalb der vergangenen AfD-Fraktion nicht an. Zudem läuft ein Parteiausschlussverfahren.
Helferich wird vorgeworfen, Parteifreunde bedroht zu haben und Abschiebungen deutscher Bürger mit Migrationshintergrund gefordert zu haben. Gestern soll es in der Landesgruppe NRW Diskussionen gegeben haben, ob Helferich aufgenommen werden soll. Seit heute aber ist er Teil der Fraktion. Und zwar geräuschlos. Kein Abgeordneter hatte eine Diskussion über die Personalien beantragt.
Einige AfDler aus Nordrhein-Westfalen scheinen aber wenig glücklich über die Entscheidung. Aus dem Umfeld der Landesgruppe heißt es heute: Alice Weidel und Tino Chrupalla hätte alle Informationen und Warnungen erhalten. Und wörtlich: "Nun, nach der Aufnahme, haben die beiden alle eventuellen Folgen und Skandale zu verantworten."

Helferich hatte sich als das "freundliche Gesicht des NS" bezeichnet.
Nach der Sitzung sagt Helferich, er freue sich über die Unterstützung und macht dann klar, dass er in den Kulturausschuss wolle, um "patriotische Kulturpolitik" zu machen. Es gehe ihm um einen "positiven Bezug zu Nation und Volk".
Sebastian Münzenmaier, stellvertretender Fraktionsvorsitzender, der als Vertrauter von Alice Weidel gilt, gerät regelrecht ins Schwärmen: "Ich halte Matthias für einen sehr guten Rhetoriker, er ist intelligent, er ist klug, er macht gute Arbeit."
Weidel zeigt sich zufrieden
Auch Beatrix von Storch, die heute als stellvertretende Fraktionsvorsitzende im Fraktionsvorstand bestätigt wurde, will nichts Schlechtes über Helferich und Krah sagen. Die Stimmung sei ausgelassen. Das sei ein richtig guter Start gewesen. Am Ende des Vormittags ist der Fraktionsvorstand gewählt.
Als Alice Weidel vor die Kamera tritt, kann man ihre Freude erkennen: Man sei jetzt doppelt so effizient. "Wir haben jetzt einen geordneten Laden." Nachfragen sind nach dem Statement nicht zugelassen.