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Bundestagswahl 2025 Wie viele Stimmen bringen Stars im Wahlkampf?
Ralf Möller, Massiv, Siegfried und Joy - sie alle engagieren sich im Wahlkampf für große Parteien. Aber bringt dieses Engagement auch Wählerstimmen? Die Wissenschaft zeigt ein ambivalentes Bild.
Es ist ein Auftritt ganz im Zeichen des Wahlkampfs: Schauspieler Ralf Möller und CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz gemeinsam in einer Berliner Tischlerei. Sie sägen, hobeln, lachen und stellen sich den Fragen der Presse. Auch auf Instagram wird der Termin vom Wahlkampfteam der CDU gepostet, kommt dort aber nicht nur gut an: "Ralf Möller... ich bin enttäuscht und entfolge Dir als Fan," schreibt ein Nutzer. Ein anderer kommentiert: "Eigentlich fand ich Ralf mal gut, dass muss ich jetzt stark überdenken."
Nicht immer ist prominente Wahlkampfhilfe für beide Seiten ein Gewinn. Doch auch in diesem Wahlkampf greifen die deutschen Parteien auf die Hilfe von prominenten Unterstützern zurück, obwohl die Wissenschaft ein ambivalentes Bild davon zeichnet. Denn die Vergangenheit zeigt: Die Liaison von Prominenten und Politik kann auch schiefgehen.
Parteien wollen Beliebtheit steigern
Die CDU und Ralf Möller; die SPD und Schlagerikone Roland Kaiser; die Grünen und "Wir sind Helden”- Musiker Marc Tavassol; die FDP und DJ Paul van Dijk; die Linke und Liedermacher Konstantin Wecker – fast alle Parteien setzen in diesem Wahlkampf auf die Hilfe von Berühmtheiten.
Sie versuchen so, den Glanz der Prominenten auf sich zu übertragen, sagt Dennis Steffan, Professor für Medienwirkungsforschung an der Freien Universität Berlin. "Die Wahlkampfhilfe durch Prominente soll zeigen, dass ein Kandidat oder eine Kandidatin beliebt ist und über ein großes gesellschaftliches Netzwerk verfügt." Außerdem gehe es darum, die Reichweite zu steigern und Bevölkerungsgruppen zu erreichen, die nicht zu ihrer Kernklientel gehören.
Weniger Prominente als früher im Wahlkampf
Obwohl auch in diesem Wahlkampf prominente Unterstützung wieder eine Rolle spielt, beobachtet Steffan weniger solcher Interventionen im Vergleich zu vorherigen Wahlen, insbesondere der Ära Merkel. Aufgrund ihrer hohen Beliebtheitswerte sei es der Ex-Kanzlerin leicht gefallen, berühmte Persönlichkeiten für ihre Kampagne zu gewinnen.
"Aktuell haben wir Kandidatinnen und Kandidaten, die nicht so beliebt sind wie Angela Merkel zu ihren Hochzeiten", sagt Steffan. Deshalb würden sie sich schwerer damit tun, Unterstützer zu gewinnen. "Wenn ein Politiker besonders beliebt ist, dann wollen auch mehr Leute davon profitieren." Auch die aufgeheizte politische Stimmung spiegele sich in der geringeren Unterstützung wider, da auch das Berühmtheiten abschrecke.
Risiko für Parteien und Unterstützer
Denn auch für Prominente steht ihr Ruf auf dem Spiel, wenn sie sich zu einer Partei bekennen. Wenn eine Partei oder ein Kandidat polarisiert, ist dieses Risiko besonders groß. Das erkläre, warum sich - abseits von Elon Musk - kaum deutsche Prominente für die AfD öffentlich einsetzen.
Der Plakatkünstler Klaus Staeck wirbt seit Jahrzehnten offen für die SPD. Auch in diesem Wahlkampf hat er trotz der niedrigen Beliebtheitswerte von Olaf Scholz mit anderen Prominenten einen Wahlaufruf initiiert. "Es bedeutet etwas, seinen Namen unter eine Liste für eine Partei zu setzen. Das spricht sich rum", sagt Staeck. "Deshalb überlegen sich die Leute das schon gut, ob sie das machen." Er persönlich mache es trotzdem gerne, weil er sich sorge und für die Demokratie einsetzen wolle.
Brexit: Wähler durch Promis vergrault
Ob dieses Engagement den Parteien helfe, sei wissenschaftlich kaum belegt, sagt Professor Martin Emmer, Kommunikationswissenschaftler an der FU Berlin. Die Forschung dazu sei zwar lückenhaft, dennoch stellten die meisten Studien keinen großen Nutzen für Parteien fest, die Wahlkampf mit Prominenten machen. "Wenn man etwas feststellen kann, dann oft eher eine konsistent negative Wirkung", sagt Emmer.
Mit dem Einsatz falscher Berühmtheiten können Politiker das eigene Image auch beschädigen. Ein bekanntes Beispiel dafür stamme aus der Anti-Brexit Kampagne. "Die Brexit-Gegner haben sehr stark auf Diversität gesetzt und auch Gangsta-Rapper in ihre Kampagne einbezogen", sagt Emmer. "Das hat einige Wähler aus der klassisch linken Arbeiterschaft wohl eher abgeschreckt und von der Wahl abgehalten."
Entscheidend sei, dass die Prominenten mit der potenziellen Wählerschaft korrespondieren. Denn Wähler komplett umzustimmen, sei in einem Wahlkampf kaum möglich. Es gehe vielmehr darum, Sympathisanten zu mobilisieren.
Rapper trifft Frontfrau
Auch in der Endphase des Wahlkampfes helfen Prominente noch beim Stimmenfang: Am Dienstag erst kam es zu einem gemeinsamen Livestream von BSW-Chefin Sahra Wagenknecht und dem Berliner Rapper Massiv.
Er ist beim Thema Waffenlieferungen und Nahostkonflikt ganz auf Linie des BSW. Und er erreicht Wählergruppen, die Wagenknecht gerade dringend braucht, um in den Bundestag einzuziehen. Dafür scheint das BSW auch bereit sein, die bekannten Risiken einzugehen.