Nach dem Rekordhoch Crasht Trump die Gold-Party?
Gold war in dieser Woche so teuer wie nie - das Edelmetall profitiert von der Aussicht auf fallende Zinsen. Doch womöglich haben die Gold-Käufer die Rechnung ohne Donald Trump gemacht.
Gold war in dieser Woche gefragt wie nie. 2.484 Dollar - so viel haben Anlegerinnen und Anleger zur Wochenmitte in der Spitze für eine Feinunze des gelben Edelmetalls bezahlt. Es war der vorläufige Höhepunkt einer bemerkenswerten Kursrally: Seit Jahresbeginn kletterte der Goldpreis um 17 Prozent in die Höhe. Damit ist Gold das Metall mit der zweitbesten Börsen-Performance in diesem Jahr. Einzig Silber lief noch besser - plus 27 Prozent. Allerdings konnte Silber sein Mai-Hoch bislang nicht übertreffen.
Doch auch den Vergleich mit den großen Aktienindizes muss Gold nicht scheuen. Die stark gehypten Tech-Aktien im Nasdaq 100 legten im gleichen Zeitraum genau wie Gold 17 Prozent zu. Der Dow Jones verbuchte derweil ein Plus von 15 Prozent und der DAX von zehn Prozent.
Notenbanken wollen weiter Gold kaufen
Was aber steckt hinter der rasanten Gold-Rally? Einer der ganz großen Treiber sind weiterhin die Käufe der Zentralbanken. Der jüngsten Umfrage des World Gold Council zufolge wollen 29 Prozent der Zentralbanken weltweit ihre Goldreserven in den kommenden zwölf Monaten erhöhen - so viele wie noch nie seit Beginn der Umfrage im Jahr 2018.
Hinzu kommt die Aussicht auf fallende Zinsen in den USA: "Eine erste Zinssenkung im September ist laut Fed Fund Futures mittlerweile vollständig eingepreist, eine weitere im November zu großen Teilen", erklärt Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch.
Gold-Anleger haben Realzinsen im Blick
Die logische Folge sind fallende Anleihenrenditen. Das macht Gold attraktiver, wirft das gelbe Edelmetall doch selbst keine Zinsen ab. Relevant für die Entwicklung des Goldpreises ist allerdings nicht der nominale Zins, sondern der Realzins. Das ist, vereinfacht gesagt, die nominale Rendite von zehnjährigen US-Staatsanleihen abzüglich der Inflationsrate.
"Gold kann immer dann punkten, wenn die US-Inflationsrate stärker zulegen kann als die US-Rendite, der Realzins also fällt", erläutert Marktexperte Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest. Von nachhaltig fallenden oder gar negativen Realzinsen sind die Märkte aber weit entfernt: Der Federal Bank von St. Louis zufolge war der Realzins seit Jahresbeginn sogar wieder gestiegen, zuletzt tendierte er bei rund 2,0 Prozent seitwärts.
Fallender Dollar positiv für Gold
Die Aussicht auf fallende Zinsen der US-Notenbank führt allerdings auch zu einem schwächeren US-Dollar. Der Dollar-Index, der den Wert der US-Währung im Vergleich zu sechs anderen wichtigen Devisen misst, ist in den vergangenen drei Monaten um rund zwei Prozent gesunken.
Die Logik dahinter: Investitionen in den Dollar-Raum werden bei niedrigeren Fed-Zinsen, wie sie am Markt derzeit vorweggenommen werden, weniger attraktiv. Das schmälert die Kapitalströme in Richtung USA und lenkt sie in Währungsräume, die ihnen höhere Zinsgewinne versprechen.
Goldman sieht Gold bei 2.700 Dollar bis Jahresende
Ein schwächerer Dollar führt aber zumeist zu einem steigenden Goldpreis: Das in Dollar notierte Edelmetall wird dadurch nämlich im Nicht-Dollar-Raum günstiger - das stärkt wiederum die Nachfrage.
Einige Analystinnen und Analysten trauen Gold im weiteren Jahresverlauf noch einiges zu. So sehen die Expertinnen und Experten der US-Investmentbank Goldman Sachs den Goldpreis in ihrem Basisszenario bei 2.700 Dollar zum Jahresende. Auch Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets, ist überzeugt: "Das positive Momentum beim Goldpreis ist ungebrochen." Und aus charttechnischer Perspektive ist der Aufwärtstrend bei Gold absolut intakt.
Trump und die Gold-Rally
Doch es gibt eine Person, die den Goldmarkt massiv bewegen könnte: Donald Trump. Die Chancen für einen erneuten Einzug des Ex-Präsidenten ins Weiße Haus sind nach dem Attentat Experten zufolge gestiegen. In einer ersten Reaktion stieg der Dollar. Zu Trumps Agenda gehört jedoch zentral eine Schwächung des US-Dollars. Damit will er die Industrie in den USA stützen und den Exporteuren einen Vorteil verschaffen.
Sollte Trump es tatsächlich zurück an die Spitze der Macht in den USA schaffen, hätte die US-Devise womöglich weiteres Abwärtspotenzial - und der Goldpreis damit noch Aufwärtspotenzial.