Bundestagswahl 2025
Vorgezogene Bundestagswahl Das sind die Kanzler- und Spitzenkandidaten
Die Neuwahl am 23. Februar gibt es erstmals fünf Kanzlerkandidaten und -kandidatinnen bei einer Bundestagswahl. Wen schicken die Parteien ins Rennen? Ein Überblick.
Die SPD: Olaf Scholz
Die SPD hat Olaf Scholz auf ihrem Parteitag offiziell zum Kanzlerkandidaten gekürt. Bei insgesamt 628 stimmberechtigten Delegierten und Vorstandsmitgliedern gab es nur fünf Gegenstimmen per Handzeichen.
Scholz wurde Ende November vom Parteivorstand erst nach zäher und kontroverser Debatte nominiert. Zuvor hatte die Partei zwei Wochen lang öffentlich darüber diskutiert, ob nicht der beliebtere Verteidigungsminister Boris Pistorius als Ersatzkandidat für den nach dem Scheitern seiner Ampel-Regierung angeschlagenen Scholz ausgetauscht werden soll. Dieser teilte dann aber mit, er stehe nicht zur Verfügung.
Scholz muss nun mit einem schwierigen Wahlkampf um den erneuten Einzug ins Kanzleramt rechnen. Im ARD-DeutschlandTrend vom Januar liegt seine Partei deutlich hinter der Union.
Die Union: Friedrich Merz
Die Union hat Friedrich Merz als Kanzlerkandidaten für die Bundestagswahl 2025 nominiert. Nach der Einigung der beiden Parteichefs der Schwesterparteien CDU und CSU - Merz und Markus Söder - stimmten wenig später auch die Parteigremien zu.
Söder ließ Merz nach längeren Debatten über die K-Frage den Vortritt. Auch der Vorstand der CSU stellte sich geschlossen hinter die Kandidatur des CDU-Vorsitzenden. Das Votum aus Bayern hat starken Symbolcharakter: Mit der demonstrativen Geschlossenheit will die Partei Merz den Rücken stärken.
Vor der Bundestagswahl 2021 hatten noch Unstimmigkeiten zwischen Söder und dem damaligen Kanzlerkandidaten Armin Laschet für Aufsehen gesorgt. Die Union verlor die Wahl und ging seit Jahren erstmals wieder in die Opposition. Merz ist - wie auch alle anderen Kanzlerkandidaten und -kandidatinnen der Union vor ihm - im Wahlkampf auf die Unterstützung von Söder und dessen CSU angewiesen.
Die Grünen: Robert Habeck
Wirtschaftsminister Robert Habeck tritt als Kanzlerkandidat für die Grünen an. Die Bundesdelegiertenkonferenz der Partei wählte ihn am 17. November mit 96,5 Prozent Zustimmung. Im Zusammenspiel mit dem neuen Parteivorstand will er die Grünen in eine weitere Regierungsbeteiligung führen.
Dass der 55-Jährige der Spitzenkandidat seiner Partei werden würde, stand bereits seit längerer Zeit fest. Nachdem Außenministerin Annalena Baerbock im Juli gesagt hatte, dass sie diesmal nicht an der Spitze stehen will, lief alles auf Habeck hinaus.
Baerbock trat im Wahlkampf 2021 als erste Kanzlerkandidatin ihrer Partei an. Die Grünen landeten damals mit 14,7 Prozent auf dem dritten Platz. Derzeit stehen die Grünen im ARD-DeutschlandTrend bei 14 Prozent.
Die FDP: Christian Lindner
Die FDP verzichtet auf einen Kanzlerkandidaten, und tritt mit Christian Lindner als Spitzenkandidaten bei der Bundestagswahl an. Der Bundesvorstand nominierte den Parteivorsitzenden im Dezember. Lindner will seine Partei in eine "Schlüsselrolle" bei einer künftigen Regierungsbildung bringen.
Ob ihm und der FDP das gelingt, ist aktuell jedoch offen. Die Partei liegt im jüngsten ARD-DeutschlandTrend nur bei vier Prozent - und würde damit nicht in den Bundestag einziehen.
Die AfD: Alice Weidel
Die AfD hat ihre Partei- und Fraktionsvorsitzende Alice Weidel zur Kanzlerkandidatin gewählt. Ihre Kür erfolgte einstimmig und per Akklamation durch Aufstehen. Eine Abstimmung mit Auszählung der Stimmen gab es nicht.
Zuvor hatten sich Weidel und ihr Co-Vorsitzender Tino Chrupalla darauf geeinigt, dass Weidel die AfD an der Spitze in den Wahlkampf führen soll. Bei früheren Bundestagswahlen verzichtete die Partei auf die Aufstellung eines eigenen Kanzlerkandidaten.
In Umfragen liegt die AfD, die vom Verfassungsschutz in Teilen als rechtsextremistisch eingestuft wird, derzeit auf Platz zwei hinter der Union. Aussicht auf eine Regierungsbeteiligung hat sie aber nicht, da keine andere Partei mit ihr koalieren will.
Die Linke: Jan van Aken und Heidi Reichinnek
Die Linke zieht mit Jan van Aken und Heidi Reichinnek als Spitzen-Duo in den Bundestagswahlkampf. Reichinnek ist Co-Vorsitzende der Linken-Bundestagsgruppe, van Aken führt die Linke als Co-Parteichef.
Dem Spitzenduo zufolge will die Partei die Fünf-Prozent-Hürde überspringen und "mindestens drei Direktmandate, eigentlich aber fünf" erringen. Aktuell liegt die Linke laut ARD-DeutschlandTrend bei vier Prozent. Gewinnt sie aber mindestens drei Direktmandate, kann sie auch dann in der Stärke ihres Zweitstimmenergebnisses in den Bundestag einziehen, wenn sie die Fünf-Prozent-Hürde verfehlt.
Das BSW: Sarah Wagenknecht
Das Bündnis Sahra Wagenkecht liegt im ARD-DeutschlandTrend bei fünf Prozent. Für die Partei dürfte es also eher um den Einzug in den Bundestag gehen als um den ins Kanzleramt. Dass die 55-jährige Parteigründerin Wagenknecht trotzdem als "Kanzlerkandidatin" auftritt, begründet BSW-Generalsekretär Christian Leye so: "Die aktuelle Kanzlerkandidaten-Inflation bringt auch das BSW in Zugzwang."
Man sei nicht größenwahnsinnig, aber schlechtere Chancen als die Grünen oder die AfD habe man auch nicht, sagt Leye: "Wir haben uns jedoch zu diesem Schritt entschlossen, damit sich unsere Konkurrenten keinen ungerechtfertigten Vorteil verschaffen."