Der mutmaßliche Täter von Aschaffenburg wird in einem Fahrzeug auf das Gelände des Amtsgerichts gebracht.

Messerattacke in Aschaffenburg Tatverdächtiger in Psychiatrie eingewiesen

Stand: 23.01.2025 20:16 Uhr

Der mutmaßliche Angreifer von Aschaffenburg ist in ein psychiatrisches Krankenhaus eingewiesen worden. Ermittlungen sollen unter anderem die Schuldfähigkeit des 28-jährigen Afghanen klären. Gegen den Mann liefen mehrere Verfahren.

Nach der Messerattacke von Aschaffenburg mit zwei Toten und drei Verletzten hat eine Ermittlungsrichterin am dortigen Amtsgericht eine einstweilige Unterbringung des Verdächtigen in einem psychiatrischen Krankenhaus angeordnet.

Einen Unterbringungsbefehl gibt es in der Regel, wenn es Anhaltspunkte gibt, dass ein Verdächtiger zur Tatzeit aufgrund einer psychischen Erkrankung schuldunfähig war. Dem Mann wird zweifacher Mord, zweifacher versuchter Mord und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft hat er sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert.

Drei Schwerverletzte außer Lebensgefahr

Der Afghane soll in einem Park der Stadt an der Landesgrenze zu Hessen am Mittwochmittag einen zweijährigen Jungen und einen 41-jährigen Mann getötet haben - völlig unvermittelt und gezielt, wie Bayerns Innenminister Joachim Hermann (CSU) schilderte.

Zudem wurde ein zweijähriges Mädchen nach bisherigen Erkenntnissen dreimal im Halsbereich mit dem Küchenmesser verletzt. Ein 72-jähriger Mann erlitt nach Behördenangaben multiple Verletzungen im Thoraxbereich. Eine 59 Jahre alte Erzieherin brach sich in dem Tumult einen Arm. Die drei Schwerverletzten befinden sich nach wie vor in einem Krankenhaus. "Sie sind aber alle außer Lebensgefahr", sagte ein Polizeisprecher. 

Schuldfähigkeit wird geprüft

Der Verdächtige ist 28 Jahre alt. Polizisten nahmen ihm kurz nach der Tat fest. Der Mann war Herrmann zufolge ausreisepflichtig. Anfang Dezember 2024 habe er gegenüber den Behörden schriftlich angekündigt, ausreisen zu wollen - es aber offensichtlich nicht getan. Nach Herrmanns Worten war der Mann "offensichtlich auch in psychiatrischer Behandlung".

Ob seine Schuldfähigkeit bei der Tat vermindert gewesen sein könnte oder er tatsächlich schuldunfähig war, müssen die Ermittlungen zeigen. Die Polizei versucht unter anderem zu klären, ob der Afghane die Kinder der Kita-Gruppe gezielt angriffen hat.

Joachim Herrmann, CSU/Innenminister Bayern, zur politischen Debatte nach Messerangriff in Aschaffenburg

tagesthemen, 23.01.2025 22:15 Uhr

Diverse Strafbefehle und Ermittlungsverfahren

Bei Polizei und Justiz war der Mann wegen mehrerer Ermittlungsverfahren gegen ihn bekannt - auch wegen Gewaltdelikten. Wie eine Justizsprecherin mitteilte, erging im März 2023 am Amtsgericht Schweinfurt nach einer tätlichen Auseinandersetzung in einer Aufnahmestelle für Asylbewerber ein Strafbefehl mit einer Geldstrafe gegen den Mann wegen vorsätzlicher Körperverletzung. Einen weiteren Strafbefehl habe er vom Amtsgericht Aschaffenburg wegen Betrugs erhalten, weil er mit einem falschen Fahrschein erwischt worden war. 

Am Gericht in Schweinfurt ist darüber hinaus ein Verfahren anhängig wegen Sachbeschädigung im Januar 2024. Außerdem laufen den Angaben zufolge noch zwei Ermittlungsverfahren wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Beleidigung. 

Drei Polizisten in Aschaffenburg verletzt

Laut Staatsanwaltschaft Aschaffenburg war der Mann im Mai 2024 auf das Revier der Bundespolizei in Aschaffenburg gekommen und hatte zunächst um Hilfe gebeten. Doch dann habe er mit der flachen Hand "gegen eine Beamtin geschlagen".

Als mehrere andere Beamte ihn daraufhin zu Boden brachten, soll er die Sicherung eines Waffenholsters bei einem der Polizisten gelöst haben, bevor ihm Hand- und Fußfesseln angelegt wurden. Drei Polizeibeamte wurden verletzt. Bei der Tat soll der Mann unter dem Einfluss von Cannabis gestanden haben.

Dieses Ermittlungsverfahren sei noch nicht abgeschlossen, weil die Behörde die Einholung eines psychiatrischen Sachverständigengutachtens beauftragt habe. Dieser Auftrag sei aber zunächst ausgesetzt worden, weil die Zentrale Ausländerbehörde der Staatsanwaltschaft mitgeteilt hatte, der Beschuldigte wolle freiwillig ausreisen.

Vorfall am Hauptbahnhof

Im Juni 2024 soll der Mann sich am Hauptbahnhof in Aschaffenburg vor zwei Polizeibeamten an einem Bahnsteig vollständig ausgezogen und einen Streugutbehälter beschädigt haben. Im August soll er in Alzenau randaliert und ein Auto beschädigt haben. Nachdem die Polizei eingetroffen war, soll er immer wieder seinen Kopf gegen den Boden geschlagen haben. Als er daraufhin in die Klinik gebracht wurde, soll er Rettungssanitäter und Polizeibeamten getreten haben.

In keinem der Verfahren seien die Voraussetzungen für einen Haftbefehl gegeben gewesen, teilte die Staatsanwaltschaft mit - auch nicht für eine strafrechtliche einstweilige Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus.

Ein weiteres Verfahren werde von der Amtsanwaltschaft Frankfurt geführt, teilte die Staatsanwaltschaft Aschaffenburg mit. Außerdem geht die Aschaffenburger Behörde nun den Aussagen einer Zeugin nach, wonach der Mann eine Bewohnerin einer Flüchtlingsunterkunft in Alzenau mit einem Messer verletzt haben soll.

Seit Dezember 2024 unter Betreuung

Wie die Sprecherin des Amtsgerichts Aschaffenburg weiter mitteilte, stand der Afghane dann seit dem 9. Dezember 2024 unter Betreuung, da er "aufgrund einer psychischen Erkrankung nicht in der Lage war, seine Angelegenheit rechtlich zu besorgen".

Der Beschluss sollte für drei Jahre gelten. Zu einem vereinbarten Termin mit seiner Betreuerin sei er nicht erschienen. Zweimal - im Januar und im Mai 2024 - war er den Angaben zufolge von der Polizei in der Psychiatrie untergebracht worden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 23. Januar 2025 um 20:00 Uhr.