Dow & Co. auf Gewinnkurs "Stargate" elektrisiert die Wall Street
Der angekündigte Ausbau der KI-Infrastruktur hat die Anleger an der Wall Street heute in ihren Bann gezogen. Rund 500 Milliarden Dollar sollen investiert werden. So etwas hört man an der Börse gern.
Starke Netflix-Zahlen und die jüngsten Investitionspläne des neuen US-Präsidenten Donald Trump sorgten für gute Stimmung an der Wall Street. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte notierte am Ende um 0,3 Prozent höher und übersprang bei einem Schlussstand von 44.156 Punkten wieder die Marke von 44.000 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 rückte um 0,61 Prozent auf 6.086 Zähler vor und erreichte bei 6.100 Punkten sogar ein neues Rekordhoch.
Noch besser ging es an der Technologiebörse Nasdaq, die 1,28 anzog und bei 20.009 Zählern knapp über der runden Marke schloss. Auch der Auswahlindex Nasdaq 100 zog um 1,33 Prozent an.
Die Börsen diesseits und jenseits des Atlantik profitierten heute besonders von neuen Infrastrukturplänen der Trump-Regierung, die viel Geld verschlingen dürften. Konkret wollen der ChatGPT-Entwickler OpenAI, an dem Microsoft beteiligt ist, und große Technologie-Partner wie Oracle und die japanische Softbank, 500 Milliarden Dollar (gut 479 Mrd. Euro) in neue Rechenzentren für Künstliche Intelligenz stecken. Zunächst sollen 100 Milliarden Dollar in das Gemeinschaftsunternehmen mit dem Namen "Stargate" investiert werden. Präsident Donald Trump gab das Projekt im Weißen Haus bekannt.
"Stargate hat das Potenzial, die Wettbewerbsfähigkeit der USA bei KI zu sichern", sagte Axel Brosey, Fondsmanager beim Vermögensverwalter Laiqon. Dies sei auch ein wichtiger Faktor im Wettbewerb mit China. Die Trump-Regierung setze damit gleich zu Beginn ihrer Amtszeit neue Maßstäbe.
Das Mega-Projekt von US-Präsident Donald Trump zur Künstlichen Intelligenz (KI) ist allerdings etwas überraschend auf Kritik seines Verbündeten Elon Musk gestoßen. Die Hauptinvestoren bei dem Projekt "haben das Geld in Wahrheit nicht", schrieb der Tech-Multimilliardär heute auf seiner Onlineplattform X. Es ist die erste Differenz zwischen Trump und Musk.
Live-Sportübertragungen und die zweite Staffel der Erfolgsserie "Squid Game" haben Netflix den größten Kundenzuwachs der Firmengeschichte beschert. Mehr als 300 Millionen Kunden haben den Streaming-Dienst abonniert. "Wir gehen mit viel Schwung in das Jahr 2025", teilte Netflix am Abend mit und hob seine Umsatzziele für das laufende Jahr an. Außerdem kündigte der Dienst Preiserhöhungen für die US-Abonnements an.
Analysten lobten vor allem das Wachstum. "Wir dachten, es sei ein Tippfehler", schrieben die Analysten um Laurent Yoon von Bernstein Research in Reaktion auf die rasante Kundenentwicklung. Die Aktie gewann am Ende deutlich um 9,69 Prozent auf 953 Dollar und erreichte dabei ein Allzeithoch bei genau 999 Dollar.
Darüber hinaus veröffentlichten aus dem Dow Jones Industrial mehrere Konzerne ihre Bilanzen. Der Konsumgüterhersteller Procter & Gamble überzeugte mit seinen Ergebnissen für das zweite Geschäftsquartal, die die Erwartungen übertrafen. Auch der Versicherer The Travelers meldete deutlich stärker gestiegene Ergebnisse als prognostiziert. Während P&G um knapp 1,9 Prozent stiegen, ging es für die Travelers-Papiere um 3,1 Prozent nach oben.
Dagegen büßen die Anteile Konsumgüter- und Pharmaherstellers Johnson & Johnson nach einem durchwachsenen vierten Quartal als einer der größten Verlierer im Dow 1,94 Prozent ein. Die Titel von United Airlines gewannen nach der Vorlage von Quartalszahlen leicht 0,1 Prozent, nachdem sie vorbörslich noch um mehr als fünf Prozent gestiegen waren.
Es herrschte heute Aufbruchstimmung an der Frankfurter Börse - der DAX setzte seinen jüngsten Rekordlauf unbeirrt fort und markierte im Verlauf bei 21.330 Punkten ein weiteres Rekordhoch. Am Ende schwächte sich die Euphorie zwar etwas ab, der deutsche Leitindex ging aber noch um 1,01 Prozent höher bei 21.254 Punkten aus dem Handel. Gestützt wurde der Index von den KI-Investitionspläne in den USA, aber auch von technischen Einflüssen.
Damit steht für das noch junge Aktienjahr 2025 in der Spitze bereits ein Gewinn von rund sieben Prozent zu Buche. Nicht so stürmisch ging es beim MDAX zu, dem Index der mittelgroßen Werte, der nur leicht um 0,32 Prozent zulegte.
Technische Analysten verwiesen darauf, dass offensichtlich viele Investoren, die auf fallende Kurse an den Terminmärkten gesetzt hatten ("short-Investoren"), nun von der jüngsten Kursrally im DAX auf dem falschen Fuß erwischt wurden. Sie müssen sich daher am Markt eindecken, was die Rally weiter antreibt. Börsenbeobachter bezeichnen eine solche Situation als "short squeeze".
Besonders im KI-Fokus standen hierzulande Siemens Energy, die an der DAX-Spitze rund 6,7 Prozent zulegten und im Verlauf eine neue Bestmarke von 56,90 Euro erreichten. In Deutschland gelten auch die Aktien des Baukonzerns Hochtief als Profiteur der Idee, dass der Bau solcher Anlagen die Geschäfte ankurbelt. Der Kurs legte hier rund fünf Prozent zu.
Analyst Ajay Patel von der Investmentbank Goldman Sachs verwies heute mit Blick auf Siemens Energy auf den Megatrend Künstliche Intelligenz (KI), der massive Investitionen in die Infrastruktur erforderlich macht.
In einer Studie von Morgan Stanley heißt es, dass das Potenzial in diesem Marktumfeld unterschätzt werde - trotz des Rekordlaufs, den die Aktien dank eines 2024 vervierfachten Kurses schon hinter sich haben. Im vergangenen Jahr waren sie im Eiltempo vom Windkraft-Sorgenkind zu Anlegers Liebling geworden.
Der neue US-Präsident Donald Trump hat derweil am Vorabend seine Drohung bekräftigt, auch gegen die EU Strafzölle zu verhängen. Er warf den Europäern vor, im Grunde keine Autos und keine landwirtschaftlichen Produkte aus den USA zu kaufen. Die EU und andere Länder hätten gegenüber den USA Handelsüberschüsse, die besorgniserregend seien.
Die Anleger ignorieren damit weiterhin alle Risiken, die gerade auch für die exportabhängigen deutschen Konzerne vom neuen US-Präsidenten ausgehen. Sie freuen sich, dass Trumps Politik offenbar keine sofortigen Importzölle vorsieht. Hartnäckig hält sich zudem die Hoffnung, dass die von Trump angepeilten Zölle geringer ausfallen könnten als zuvor befürchtet.
Die Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, sieht Trumps Vorgehen kritisch. Dies sei angesichts einer bereits jetzt nahezu ausgelasteten Wirtschaft ein fragwürdiger Ansatz, sagte sie dem Sender CNBC. Die US-Wirtschaft laufe im Moment "geradezu heiß". Die Arbeitslosigkeit sei niedrig und die Kapazitäten seien begrenzt. Daher würde der Aufbau zusätzlicher Produktionskapazitäten geraume Zeit in Anspruch nehmen.
Im US-Handel tendierte der Euro zuletzt wenig verändert und wurde bei 1,0417 Dollar etwa wieder so hoch gehandelt wie am Morgen in Europa. Mangelnde Klarheit über die Zollpläne von US-Präsident Donald Trump macht aber derzeit dem Dollar zu schaffen, der zuletzt im Gefolge sinkender Zinserwartungen im Aufwind war.
"Die Rhetorik aus dem Weißen Haus wird konfrontativer", heißt es in einer Einschätzung von Experten der Dekabank. Aussagen vom Weltwirtschaftsforum in Davos haben den Markt bisher kaum beeinflusst. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0443 (Dienstag: 1,0357) Dollar fest.
Unterdessen geht am Goldmarkt die Rally weiter: Eine Feinunze des gelben Edelmetalls kostete zuletzt 2.755 Dollar und damit 0,4 Prozent mehr. Gold befindet sich derzeit in einem stabilen Aufwärtstrend, viel fehlt nun nicht mehr zum Rekordhoch vom Herbst bei 2.790 Dollar.
Am Rohstoffmarkt tendierte der Preis für Rohöl der Nordseesorte Brent heute volatil und wechselte mehrfach das Vorzeichen. Aktuell werden 78,99 Dollar je Barrel (159 Liter) gezahlt - ein Minus von 0,5 Prozent. Belastend wirken damit weiterhin Trumps Pläne zur Ausweitung der US-Energieproduktion.
Die italienische Großbank Unicredit setzt bei ihrem Werben um die Commerzbank auf das Entgegenkommen einer neuen Bundesregierung. "Ohne die Unterstützung einer so wichtigen Institution wie der Bundesregierung wird es schwer", sagte Unicredit-Chef Andrea Orcel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Orcel bekräftigte dem Blatt zufolge das andauernde Interesse an der Commerzbank, sagte aber auch in Bezug auf die Ablehnung durch die Regierung: "Wenn das zu keiner Änderung führt, könnten wir uns auch wieder zurückziehen."
Die Mailänder hatten im Dezember erklärt, sie kontrollierten inzwischen etwa 28 Prozent der Commerzbank-Anteilsscheine, davon hielten sie rund 9,5 Prozent der Aktien direkt. Auf weitere 18,5 Prozent habe sich Unicredit Zugriff durch Derivate gesichert. Die Commerzbank hat kühl auf die Avancen reagiert.
Die US-Bank JPMorgan hat derweil die Einstufung für Commerzbank auf "Overweight" mit einem Kursziel von 19,50 Euro belassen. Analyst Kian Abouhossein erhöhte vor der Veröffentlichung der Quartalszahlen des Instituts seine Schätzungen für das bereinigte Ergebnis je Aktie (EPS) für 2024, wie er heute schrieb. Grund seien höhere Erträge und geringere Rückstellungen. Für 2025 bis 2025 senkte er aber seine EPS-Prognosen, weil er von einem höheren Preis für Aktienrückkäufe ausgeht.
Im DAX zogen Adidas um über sechs Prozent an. Der Sportartikelkonzern hat im vierten Quartal besser abgeschnitten als erwartet. So stieg der Umsatz vorläufigen Berechnungen zufolge um 24 Prozent auf knapp 6 Milliarden Euro. Von Bloomberg befragte Analysten hatten mit 5,35 Milliarden Euro gerechnet. Das Betriebsergebnis belief sich auf 57 Millionen Euro, nachdem im Vorjahr noch ein Verlust von 377 Millionen Euro angefallen war. Auch hier hatten Analysten mit weniger gerechnet.
Aktien der Münchener Rück gaben nach optimistischen Aussagen von Konzernchef Joachim Wenning Gas und legten rund vier Prozent zu. Die Papiere stiegen bis auf das neue Allzeithoch von 526,80 Euro und schlossen am Ende etwas darunter. Wenning sieht auch nach dem für 2025 angepeilten Rekordgewinn von sechs Milliarden Euro noch Steigerungspotenzial für den weltgrößten Rückversicherer.
Größter DAX-Verlierer war die Aktie der Porsche AG mit einem Minus von über zwei Prozent. Der Autobauer schließt Analysten zufolge wegen anhaltender Schwäche in China einen Absatzrückgang 2025 nicht aus. Porsche habe darauf eingestimmt, dass in diesem Jahr allenfalls das Absatzniveau von 2024 gehalten werden könne oder es sogar einen Rückgang gebe, sagte Frank Biller, Autoanalyst von der Landesbank Baden-Württemberg, der Nachrichtenagentur Reuters.
Volkswagen will sich einem Magazinbericht zufolge bald von einem milliardenschweren Aktienpaket seiner Münchner Nutzfahrzeug-Tochter Traton trennen. Vorstandschef Oliver Blume plane noch für das erste Halbjahr den Verkauf weiterer 15 Prozent an der Holding von Scania und MAN, berichtete das Manager Magazin heute unter Berufung auf Beteiligte. Davon erhoffe sich der Wolfsburger Autobauer einen Erlös von rund zwei Milliarden Euro. Der Kurs müsse natürlich stimmen, noch gebe es keine finale Entscheidung.
Volkswagen hatte Traton vor fünfeinhalb Jahren an die Börse gebracht, damals aber nur zehn Prozent der Anteile verkauft - weniger als ursprünglich geplant. 89,7 Prozent liegen nach LSEG-Daten weiterhin beim Mutterkonzern. Der Aktienkurs leidet unter dem geringen Streubesitz.
Insgesamt ist Traton an der Börse knapp 14 Milliarden Euro wert. Traton-Chef Christian Levin habe sich für den Verkauf weiterer Anteile eingesetzt, auch der für die Sparte im Konzernvorstand zuständige Gunnar Kilian sei dafür, hieß es in dem Bericht. Im Frühjahr 2024 sei ein erster Versuch, ein Aktienpaket zu Geld zu machen, daran gescheitert, dass VW der Kurs zu niedrig gewesen sei.
Beim Sportartikelkonzern Puma laufen die Geschäfte nicht wunschgemäß, Vorstandschef Arne Freundt hat deshalb ein neues Effizienzprogramm angekündigt. Es zielt auf eine höhere Marge ab, das heißt, vom Umsatz soll ein höherer Anteil als Gewinn übrig bleiben.
Puma erzielte im vierten Quartal ein höheres operatives Ergebnis, verfehlte Erwartungen des Marktes jedoch deutlich. So stieg der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 94 Millionen auf 109 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Abend in Herzogenaurach mitteilte. Analysten hatten im Durchschnitt mit deutlich mehr gerechnet. Das Konzernergebnis legte von 1 Million auf 24 Millionen Euro zu. Hier hatten sich Analysten ebenso mehr versprochen.
Das Ebit im Jahr 2024 lag mit 622 Millionen Euro auf Vorjahresniveau. Das Konzernergebnis sank von 305 Millionen auf 282 Millionen Euro. Der Umsatz stieg 2024 um 2,5 Prozent auf 8,8 Milliarden Euro.
Abseits der KI-Fantasie herrscht derweil Tristesse. Denn der Industriekonzern Schaeffler hat im vergangenen Jahr schwächer abgeschnitten als erwartet. So stieg der Umsatz auf Basis vorläufiger Zahlen zwar von 16,3 Milliarden auf 18,2 Milliarden Euro. Analysten hatten jedoch im Schnitt mit 18,5 Milliarden Euro gerechnet. Die um Sondereffekte bereinigte Marge vor Zinsen und Steuern (Ebit) verfehlte mit 4,5 Prozent den Marktkonsens von 6,3 Prozent deutlich.
Borussia Dortmund hat die Trennung von Trainer Nuri Sahin bestätigt und will zeitnah einen Nachfolger präsentieren. Gestern hatte die Mannschaft eine 1:2-Niederlage in der Champions League beim FC Bologna verschmerzen müssen. Börsianer blieben aber skeptisch, die im SDAX notierte Aktie lag fast den ganzen Tag im Minus.
In den Tarifverhandlungen bei der Airline TUIfly hat ver.di mit ersten Warnstreiks ab Februar gedroht. Die Dienstleistungsgewerkschaft führt aktuelle Gespräche über die Vergütungstarifverträge für die knapp 2.000 Beschäftigten in der Kabine, am Boden und der Technik der TUI-Tochter.
Google hat einem Medienbericht zufolge erneut eine Milliarde Dollar in das KI-Startup Anthropic investiert. Die Alphabet-Tochter habe die Investition unabhängig von früheren Finanzzusagen geleistet, berichtete die Financial Times. Google hatte dem OpenAI-Rivalen für die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) "Claude" bereits Geldspritzen im Gesamtvolumen von zwei Milliarden Dollar zugesagt.